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Freies Kurdistan Buch

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Aufständischen, wo sie gefallen sind. 1 In der heiligen Stadt Najaf schlagen fünfunddreißig Scud-<br />

Boden-Boden-Raketen ein und Frauen und Kinder werden von den angreifenden Truppen als<br />

menschlicher Schutzschild benutzt. Auf den anrückenden Panzern ist ein Vernichtungsslogan<br />

offen geschrieben: „La Shiete ba’dalyom“ (keine Schiiten ab heute). 2 Sogar die schiitische Kultur<br />

soll ausgelöscht werden; schiitische Bibliotheken in Karbala und Samarra werden von<br />

„Republikanischen Gardisten“ zerstört und geplündert. 3 Überdies hinterlässt dieser vernichtende<br />

Feldzug gegen die schiitische Bevölkerung eine erbitterte Feindschaft und einen tiefen Riss<br />

zwischen den (arabischen) Schiiten und den (arabischen) Sunniten, da die angreifenden Soldaten<br />

fast alle arabische Sunniten aus den Provinzen al-Anbar (Ramadi), Salah al-Din (Tikrit),<br />

Nainewa (Mosul) und Bagdad (in denen kein Aufstand ausbricht und die noch vom Baath-<br />

Regime kontrolliert werden) stammen. 4 Von den Schiiten, die in die Sümpfe des Südens fliehen<br />

und in ihren Städten und Ortschaften Erschießungen ausgesetzt werden, wird es aber keine TV-<br />

Aufnahmen oder Presseberichte in den internationalen Medien geben. Um die Tragödie der<br />

irakischen Schiiten kümmert sich offenbar niemand auf der Welt! 5<br />

Auch in <strong>Kurdistan</strong> halten die Freiheit und die Freude der Bevölkerung darüber nur drei Wochen<br />

an. Die Kurden haben versucht ihre Freiheit und Selbständigkeit zu erkämpfen. Sie müssen dafür<br />

aber noch einmal leiden.<br />

Nach der Befreiung der strategischen Stadt Kirkuk von den Truppen Saddams durch die<br />

kurdischen Aufständischen und Widerstandskämpfer wird die türkische Regierung offenbar<br />

äußerst aufgeregt; sie befürchtet die Unabhängigkeit des südlichen bzw. irakischen Teils<br />

<strong>Kurdistan</strong>s. Präsident Özal begibt sich hastig am 24. März 1991 nach Washington. Dort spricht<br />

er sich offen gegen „die Gründung einer autonomen kurdischen Region im Irak“ 6 aus.<br />

Unmittelbar nach dem Besuch Özals revidiert die Bush-Administration ihre Haltung in Bezug<br />

auf den Einsatz von Kampfhubschraubern. Am 26. März gibt Fitzwater bekannt, dass die USA<br />

gegen die Aktionen der irakischen Kampfhubschrauber nicht einschreiten, solange sie keine<br />

Drohung für die Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika oder der Koalition darstellen. 1<br />

Dies kommt dem Baath-Regime offensichtlich einer Erlaubnis gleich, sie woanders einzusetzen.<br />

Saddam Hussein hat nun freie Hand auch für den Einsatz der Kampfhubschrauber.<br />

Das Regime setzt dann in seinem Angriff gegen den Volksaufstand in <strong>Kurdistan</strong> unter anderem<br />

1 Vgl. Simpson, 1991, 511-516.<br />

2 Vgl. Makiya, 1996, S.91-93.<br />

3 Vgl. Lerch, 1992, S.246.<br />

4 Vgl. Makiya, 1996, S.72.<br />

5 Vgl. Hottinger, 1991, S.25.<br />

6 Hottinger, 1991, S.17-20.<br />

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