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Freies Kurdistan Buch

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dass er die Rechte des kurdischen Volkes durch seine Aufstände erkämpfen will; andererseits<br />

schließt er den Dialog mit den Briten nicht aus. Er will abwarten, wie sich die Briten nun<br />

verhalten. Aber die Briten enttäuschen mit ihrer unverändert negativen Haltung gegenüber den<br />

nationalen Rechten der Kurden nicht nur die zweite Strömung, sondern alle kurdischen Patrioten<br />

wieder einmal. Im Gegensatz zu den Kurden, die eine Zusammenarbeit mit den Briten für die<br />

Sache der Kurden gutheißen, können sich die pro-britischen Araber bei der Befreiung ihrer<br />

Länder aus der türkischen Herrschaft auf die britische Hilfe berufen, und sie können dadurch die<br />

Gründung mehrerer (National)Staaten erreichen. 1<br />

Im Januar 1945 gründen die kurdischen Aufständischen das „Freiheitskomitee“ unter der<br />

Führung von Barzani. In einer Korrespondenz mit der Hiwa-Partei (PH) erklärt das Komitee die<br />

Errichtung eines autonomen <strong>Kurdistan</strong>s als sein wesentliches Ziel. 2 Während dieses Aufstandes<br />

beweist Barzani, dass er die Taktiken des Guerillakrieges, die später wissenschaftlich expliziert<br />

worden sind, exakt beherrscht. 3 Im September 1945 – nach dem Verrat einiger kurdischer<br />

Stammesführer (Aghas) – leitet die irakische Armee, unter der Aufsicht des britischen Generals<br />

Renton und mit dem massiven Eingreifen der britischen Luftwaffe (R.A.F.), eine große<br />

Offensive gegen die Aufständischen ein. Die britischen Luftstreitkräfte tragen den größten Anteil<br />

der Operationen. Die kurdischen Dörfer müssen solange bombardiert werden, bis der Aufstand<br />

niedergeschlagen ist. 4 Mit den massiven Luftangriffen beabsichtigen die Briten den Barzanis<br />

samt ihren Familien möglichst große menschliche Verluste zuzufügen, ihre Häuser und ihr Vieh<br />

zu vernichten und sie unter den unerträglichen Bedingungen des Winters mit ihren Frauen und<br />

Kindern aus ihren Dörfern in die Berge zu treiben. 5<br />

Erst nach der britischen Intervention müssen sich die Aufständischen unter Führung von Barzani<br />

im Oktober 1945 nach erbitterten Gefechten ins iranische <strong>Kurdistan</strong> zurückziehen. 6 Nach<br />

Auffassung von Michael Gunter führte Barzani diesen Aufstand sowohl gegen die alte<br />

imperialistische Macht Großbritannien als auch gegen die neue monarchische Macht des Irak. 1<br />

Die Briten sind offenbar für die Entstehung der Kurdenfrage im Irak während der Okkupation<br />

Südkurdistans direkt verantwortlich und für deren Entwicklung in der Mandatszeit und in der<br />

Ära der Monarchie maßgeblich mitverantwortlich. Während sie mehrere arabische Stämme auf<br />

1 ders., 1991, S.48-49.<br />

2 Arfa, 1968, S.124.<br />

3 Hauser, 1979, S.196.<br />

4 Vgl. dazu „Memorandum on the Situation of the Kurds and their Claims“, das am 29. 11. 1948 dem<br />

Generalsekretär der UNO übergeben wurde, veröffentlicht in Paris 1949, in: Roth, 1978, S.273.<br />

5 I. Sharif, 1991, S.81.<br />

6 Barzani, 1986, Bd.2 S.23-85; vgl. auch Beşikçi, 1987, S.12; Brentjes, 1964, S.686 in: Khalil, 1985, S.34; Kinnane,<br />

1970, S.42; siehe dazu auch Mustafa, 1965.<br />

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