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Freies Kurdistan Buch

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wirtschaftliche Situation im ganzen Irak – insbesondere in <strong>Kurdistan</strong> – verzweifelt. Die<br />

internationalen Sanktionen gegen den Irak, die durch den UNO-Sicherheitsrat als Folge des<br />

Überfalls auf Kuwait kurz danach gemäß der UN-Resolution 661 (1990) verhängt worden sind,<br />

werden zudem als ein Teil der Waffenstillstandsbedingungen bzw. laut der UN-Resolution 687<br />

(1991) aufrechterhalten. Außerdem führt Saddam Hussein im Oktober 1991 (als die<br />

Friedensverhandlungen mit den Kurden in eine Sackgasse geraten) ein zweites Embargo bzw.<br />

eine Wirtschaftsblockade gegen die Bevölkerung <strong>Kurdistan</strong>s in der Schutzzone durch, um sie in<br />

die Knie zu zwingen. Das Regime unterbricht die Lieferung des Brenn- und Treibstoffes (Benzin,<br />

Diesel, Gas und Kerosin) und der Lebensmittel, einschließlich der subventionierten<br />

Nahrungsmittel, welche die Regierung schon vorher rationiert hatte. Diese Wirtschaftsblockade<br />

führt zu schweren Versorgungsengpässen. Infolgedessen steigen die Preise drastisch, z.B. der<br />

Preis des Diesels in Arbil wird fünfzigmal und der des Erdgases sechzehnmal so hoch wie in<br />

Mosul. Zudem bekommen die Lehrer bzw. die Beamten und Staatsangestellten, die bisher noch<br />

Gehalt oder Lohn von der irakischen Regierung bekamen, kein Geld mehr. Überdies erhalten die<br />

wenigen Fabriken in der Region keine Rohstoffe mehr aus den Depots in Bagdad, obwohl diese<br />

nach wie vor voll sind. 1 Dies trifft die Bevölkerung in einer Region, welche durch einen<br />

jahrzehntelangen Konflikt erschüttert worden ist, und in der die sozialen und ökonomischen<br />

Bedürfnisse der Menschen akut sind, sehr hart.<br />

Auf Grund des zweiten Embargos der irakischen Regierung appelliert die Führung der<br />

<strong>Kurdistan</strong>-Front erneut an den UN-Sicherheitsrat, das UN-Embargo gegen den Irak für die<br />

kurdische Region „Schutzzone“ aufzuheben, damit z.B. Lebensmittel, Kraftstoff und Rohstoffe<br />

für die Fabriken von den Nachbarstaaten (der Türkei, dem Iran und Syrien) eingekauft werden<br />

können. Dem Ersuchen wird jedoch nicht entsprochen. Lediglich das Flüchtlingshilfswerk<br />

UNHCR entschließt sich, Baumaterialien für ein Winterprogramm aus der Türkei zu besorgen<br />

und nicht über Bagdad, wie dies bis dahin üblich war. Auch unabhängigen Hilfsorganisationen<br />

garantiert es Geleitschutz für Lieferungen aus der Türkei. 1<br />

Das humanitäre Hilfsprogramm der UNO, welches nun in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> durchgeführt wird,<br />

ist tatsächlich lebenswichtig für die Bevölkerung in der Schutzzone. Den armen Menschen der<br />

Unterschicht muss wirklich mit Lebensmitteln geholfen werden, einfach damit sie überleben.<br />

Auch viele Familien des Mittelstandes müssen deshalb ihre Häuser bzw. Hauseinrichtungen nach<br />

und nach verkaufen. Trotzdem bleiben die Kurden standhaft. Sie finden die Freiheit bzw. die<br />

Befreiung vom Joch des Baath-Regimes viel wichtiger als andere Bedürfnisse, und sie sind bereit<br />

1 Schmidt, 1994, S.80.<br />

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