06.08.2017 Aufrufe

Freies Kurdistan Buch

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

212<br />

der PUK und der IMK in weiten Teilen der Schutzzone aus. Der Hintergrund dieses Konflikts ist<br />

offenkundig die Abneigung zwischen beiden Parteien – bzw. zwischen „Obskurantisten“ und<br />

„Atheisten“ – wie jede Partei die andere nennt. Zudem wird der Versuch der IMK, ein eigenes<br />

„Scheichtum“ oder eigene Enklaven in einigen Gebieten in den Provinzen Sulaimaniya und<br />

Kirkuk einzurichten, auch als zusätzliche Herausforderung von der PUK verstanden, weil die<br />

PUK diese Gebiete als ihren Einflussbereich betrachtet. 1 Aber dies wird auch von anderen<br />

kurdischen Parteien als „Staat im Staat“ verstanden und nicht gebilligt.<br />

Der Konflikt beginnt durch einen kleinen Streit am 14. Dezember zwischen einem Mitglied der<br />

IMK und einem Mitglied der PUK in Kifri, in dem das Mitglied der PUK angeschossen wird.<br />

Zwei Tage danach wird ein Mitglied der IMK – der Englischlehrer Ihsan Jabbar, der auch<br />

Prediger an einer Moschee in Kifri ist – von bewaffneten Kämpfern der PUK festgenommen.<br />

Darauffolgend werden zwei Mitglieder der PUK von bewaffneten Kämpfern der IMK<br />

festgenommen, was Anhänger der PUK dazu treibt vier Anhänger der IMK in einem Fahrzeug zu<br />

erschießen. Diese Tat wirkt als der zündende Funke für die bewaffnete Auseinandersetzung, die<br />

sich zunächst in die Stadt Ranye und dann rasch in andere Gegenden von Kirkuk, Sulaimaniya<br />

und Arbil ausbreitet und in einen erbitterten Krieg zwischen PUK und IMK verwandelt, der zwei<br />

Wochen lang dauert. Nach den bewaffneten Zusammenstößen in Ranye und anderen Städten in<br />

den Provinzen Sulaimaniya und Kirkuk führt die PUK am 21. Dezember mehrere Angriffe auf<br />

die Quartiere der IMK in Rawandiz – hier werden auch verschanzte Kämpfer der IMK in einer<br />

Moschee mit schweren Waffen angegriffen, Shaqlawe, Harir und Diana in der Provinz Arbil.<br />

Daraufhin greift die IMK die Quartiere der PUK in Qela Dize, Haci Awa und Çwar Qurne an.<br />

Einen Waffenstillstand zwischen beiden Kriegsparteien, der am 25. Dezember vereinbart wird,<br />

wird nicht eingehalten. Bewaffnete Auseinandersetzungen dauern dann in mehreren Städten, wie<br />

Koysinjaq, Halabja, Kifri und Kalar an; sie dehnen sich danach in die Großstädte Arbil und<br />

Sulaimaniya aus. Am folgenden Tag greift die PUK das Hauptquartier der IMK in Bétwate an<br />

und bringt es unter ihre Kontrolle. Mehrere hohe Funktionäre der IMK, die sich zu diesem<br />

Zeitpunkt in der Nähe des Hauptquartiers befinden, werden festgenommen. Auch der geistliche<br />

Führer der IMK Sheikh Uthman Abd al-Aziz wird festgenommen und nach Arbil gebracht und<br />

von da – nach der Vermittlung der KDP – nach Salahaddin eskortiert und unter dem Schutz der<br />

KDP gestellt. Die Anhänger der IMK werden nach diesen Kämpfen aus ihren Quartieren und<br />

Stellungen in den meisten Städten der Schutzzone zum Grenzgebiet – zu Iran – verdrängt. Der<br />

Minister für Peshmerga-Angelegenheiten Jabar Farman (PUK) fungiert während der bewaffneten<br />

1 McDowall, 1997, S.387.<br />

212

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!