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Freies Kurdistan Buch

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Stämmen und fungierten als Richter in inneren Streitigkeiten. 2<br />

Das kurdische Zugehörigkeitsgefühl bzw. Nationalbewusstsein spiegelt sich schon in dem<br />

kurdischen Epos (Mem u Zin) des berühmten kurdischen Dichters Ahmad-i Khani (1650-1707)<br />

im 17. Jahrhundert (im Jahre 1694); er forderte die Kurden auf, die Zwistigkeiten untereinander<br />

zu beenden, sich unter einem kurdischen König zu einigen und vom Joch der Türken und Perser<br />

zu befreien. Er ermutigte die Kurden sich für die eigene Sprache und einen eigenen –<br />

kurdischen – Staat einzusetzen und hat das erste Kurdisch-Arabische Wörterbuch unter dem Titel<br />

„Nobahar“ verfasst. 3<br />

In den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts begannen zwei kurdische Fürsten: Mir Mohammed<br />

Rawandizi (der Fürst von Soran) und Badr Khan Beg (der Fürst von Botan) gleichzeitig – jedoch<br />

getrennt – ihre Emirate bzw. Herrschaftsbereiche durch Eroberung benachbarter kurdischer<br />

Emirate zu vergrößern. Sie reagierten auf erste Zentralisierungsversuche und auf die<br />

internationale politische Lage – besonders die Osmanisch-Ägyptischen Kriege. Beide verfügten<br />

über reguläre Armeen und schwere Artillerie. Mir Mohammed ließ Kanonen in Rawandiz gießen<br />

– eine dieser Kanonen befindet sich zur Zeit in Rawandiz, und er stellte eine reguläre Armee aus<br />

10.000 Reitern und 20.000 Infanteristen auf. 4<br />

Mir Mohammed konnte zwar das Emirat Badinan und einen großen Teil des Emirats Baban zu<br />

Soran zufügen und dadurch weite Gebiete vom Süden des Osmanischen Teils <strong>Kurdistan</strong>s – das<br />

heutige Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> – beherrschen, stieß aber 1834 auf harten Widerstand bei seinem<br />

Versuch das Emirat von Botan (im Norden) zu erobern, als er seine Truppen nach Mardin<br />

marschieren ließ, weil Badr Khan Beg (der Fürst von Botan) dieselben Ambitionen wie Mir<br />

Mohammed hatte – weil er selbst den Ehrgeiz hegte, König der Kurden zu werden. Dabei löste<br />

Mir Mohammed aber Alarm in Istanbul aus. Der Sultan ordnete dann eine große Offensive bzw.<br />

„Strafaktion “unter der Führung von General Rashid Mohammed Pascha mit Unterstützung der<br />

Valis (Gouverneure) von Bagdad und Mosul gegen ihn an. Seine Hauptstadt Rawandiz wurde<br />

1835 von drei Richtungen angegriffen und belagert; Mir Mohammed musste daher die Waffen<br />

strecken und sich nach Istanbul begeben. In Istanbul wurde er vom Sultan mit Ehren überhäuft<br />

und er sollte nach seiner Rückkehr Gouverneur von Rawandiz sein, auf der Rückfahrt<br />

verschwand er jedoch auf mysteriöse Weise.<br />

Auch Badr Khan Beg erweiterte sein Territorium maßgeblich; er prägte sogar Geld in seinem<br />

1 Anderson, 1983, S. 30 u.44-47.<br />

2 Falk, 1998, S.87 und Bruinessen, 1989, S.186-234.<br />

3 Vgl. Khani, 1956, S.29-33 (veröffentlicht und kommentiert von Parwiz Jihani).<br />

4 Nebez, 1987, S.10; Hottinger,1991, S.32.<br />

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