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Freies Kurdistan Buch

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Volk ein Ende zu bereiten, führen zunächst zwei große politische Parteien bzw. Organisationen,<br />

die Demokratische Partei <strong>Kurdistan</strong>s (KDP) und die Patriotische Union <strong>Kurdistan</strong>s (PUK), den<br />

bewaffneten Kampf. Später kommen kleinere Parteien, die Sozialistische Partei <strong>Kurdistan</strong>s<br />

(KSP), die Kurdische Sozialistische Partei (PASOK) und die Demokratische Volkspartei<br />

<strong>Kurdistan</strong>s (KPDP), hinzu. 1 Im Gegensatz zu den Frontkämpfen der Jahre 1974 und 1975 führen<br />

die kurdischen Widerstandskämpfer (Peshmerga) diesmal einen Guerillakrieg. Sie operieren –<br />

bis 1980 – in kleinen taktischen Gruppen, die sich schnell bewegen können. 2<br />

Um die neue Widerstandsbewegung der Kurden gegen das Baath-Regime zu brechen, werden im<br />

Frühjahr 1977 fünf Divisionen der irakischen Armee in <strong>Kurdistan</strong> stationiert und die Reservisten<br />

der Jahrgänge 1951 und 1952 eingezogen. <strong>Kurdistan</strong> wird völlig militarisiert, indem überall<br />

Militärlager eingerichtet und weitreichende Artillerie installiert werden. 3 Zudem wird entlang der<br />

iranischen und türkischen Grenze in <strong>Kurdistan</strong> ein zwanzig Kilometer breiter Streifen entvölkert.<br />

1300 Dörfer werden dem Erdboden gleichgemacht. 4 Damit soll es der kurdischen<br />

Widerstandsbewegung unmöglich gemacht werden, mit der kurdischen Bevölkerung auf dem<br />

Lande in Kontakt zu kommen und mit ihrem Rückhalt Widerstand gegen das Regime zu leisten.<br />

Die kurdische Bevölkerung wird über ihre Deportation vorab nicht informiert. Die Kurden<br />

werden aus ihren Häusern geschleppt, auf Armeelastwagen gezerrt und abtransportiert. Sie<br />

müssen mit ansehen, wie die irakischen Truppen ihre Häuser niederbrennen und ihre Gärten und<br />

Felder zerstören. 5<br />

Um diese Zeit ignorieren die Großmächte bzw. Industrieländer sowohl im Westen als auch im<br />

Osten die brutale Unterdrückung des kurdischen Volkes durch das irakische Baath-Regime. Das<br />

Regime in Bagdad wird trotzdem von beiden Seiten umworben, weil sie sich in der Tat nur um<br />

ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen kümmern. Vor dem Leid der Kurden in Irakisch-<br />

<strong>Kurdistan</strong> verschließen sie die Augen.<br />

Das gespannte Verhältnis bzw. die Rivalität zwischen den großen kurdischen politischen<br />

Organisationen PUK und KDP belastet zudem den neuen Widerstandskampf in Irakisch-<br />

<strong>Kurdistan</strong> und nimmt immer gefährlichere Dimensionen ein. Unter dem Vorwand der Kritik<br />

führt die Führung der PUK von Anfang an – seit ihrer Gründung – einen intensiven<br />

„psychologischen Krieg“ gegen die KDP und die Familie Barzani – besonders in ihrer<br />

Publikation „al-Itihad al-Watani limadha?“ (Patriotische Union, weshalb?), um einerseits die<br />

1 Franz, 1986, S.55-60; vgl. auch Vanly, 1986, S.148.<br />

2 Vgl. Roth, 1978, S.317.<br />

3 Vgl. Roth, 1978, S314-316.<br />

4 Vgl. Vanly, 1986, Bd.2 S.161.<br />

5 Roth, 1978, S.313.<br />

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