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Freies Kurdistan Buch

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Danach kommt es zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen der abgespalteten Gruppe und den<br />

Peshmergas der KDP im Dezember 1993 in Sulaimaniya, nachdem sich die Gruppe von Mahmud<br />

dort mit Waffengewalt dagegen zu Wehr setzt und zudem das Quartier der vereinigten<br />

Peshmerga-Einheit „die vierundzwanzigste Brigade“ angreift, kontrolliert und die Waffen und<br />

andere militärische Ausrüstungen aus den Depots entwendet. Durch einen Gegenangriff der<br />

KDP-Anhänger wird das oben genannte Quartier wieder unter Kontrolle der Brigade gebracht,<br />

vier Anhänger der „gespaltenen Gruppe“ bzw. „wiedergegründeten KSP“ werden dabei getötet.<br />

Außerdem werden elf Anhänger dieser Gruppe in Arbil von der KDP festgenommen. 1<br />

5. Ökonomische und soziale Entwicklungen<br />

Die ökonomische Lage und das soziale Leben sind in der Schutzzone zwar sehr schwer, hier<br />

stellt sich jedoch vielmehr die Frage nach den Voraussetzungen der sozialen und politischen<br />

Entwicklung, die für die Überwindung dieser Schwierigkeiten notwendig sind. Auch da gestaltet<br />

sich der Kampf der Kurden aus verschiedenen Gründen sehr schwierig. Die wichtigsten Gründe<br />

sind wohl in den sozialen und politischen Strukturen zu suchen.<br />

Der Ausfall der Baath-Herrschaft lässt nun langsam das ganze Ausmaß gesellschaftlicher<br />

Zerstörung und Verderben bringender Politik deutlich werden.<br />

Die kurdische Regionalregierung übernahm nicht nur eine vollkommen zerstörte wirtschaftliche<br />

Infrastruktur, sondern auch eine politische Kultur, welche durch 23 Jahre Herrschaft der Baath-<br />

Partei geprägt worden war und sich durch Patronage, Korruption, Opportunismus und<br />

gegenseitiges Misstrauen auszeichnete. Die kurdische Gesellschaft in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> hatte<br />

eine drastische, zum Teil erzwungene Verstädterung erfahren; die Arbeitslosigkeit, offen oder<br />

verdeckt, war hoch. Viele Menschen in den Städten und den Sammellagern “mujama’at” waren,<br />

um ihren Lebensunterhalt sichern zu können, direkt vom Staat abhängig. Der bis dato starke<br />

Staat brach in der Region aber zusammen. Dazu kam das doppelte Wirtschaftsembargo.<br />

Die kurdische Regionalregierung sah sich der kaum zu bewältigenden Aufgabe gegenüber, die<br />

wirtschaftliche Infrastruktur der Region wieder aufbauen und neue staatliche Institutionen<br />

schaffen zu müssen. Dies alles hatte ernste ökonomische und soziale Konsequenzen.<br />

Die UNO-Sanktionen und die Wirtschaftsblockade haben mittlerweile eine Knappheit besonders<br />

der Lebensmittel und Brenn- und Treibstoffe verursacht. Lokale Unternehmer haben leicht große<br />

Teile des eingeschränkten Güterflusses kontrollieren können, in dem sie ihre Stammesloyalitäten<br />

1 amnesty international, 1995, S.84-85<br />

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