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Freies Kurdistan Buch

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Die sozio-ökonomischen Entwicklungen in den 40er und 50er Jahren im Irak bringen neue<br />

Klassen bzw. Schichten mit gegensätzlichen Interessen hervor. Die Oberschicht besteht nun aus<br />

höheren Regierungsbeamten, Großgrundbesitzern (arabische Scheichs und kurdische Aghas),<br />

Großhändlern und Ähnlichen. Die Bevölkerung lebt in Armut und ausländische Ölkonzerne<br />

plündern das Land. Zu dieser Zeit verbündet sich die kurdische Oberschicht mit ihrem arabischen<br />

Gegenstück; im Kabinett sind ständig kurdische Minister vertreten; eine Reihe von kurdischen<br />

Aghas ziehen ins „Parlament“ ein, und in der Armee findet man zahlreiche kurdische Offiziere in<br />

führenden Positionen. 1<br />

Am 9. Oktober 1956 ist der legendäre Kurdenführer Sheikh Mahmud Barzinji in der<br />

Verbannung im Südirak gestorben. 2<br />

1.3. In der Ära der Republik<br />

1.3.1. Unter der Regierung von General Qassim, dem ersten Baath-Regime und den<br />

panarabischen Regimes der Arif-Brüder (1958 – 1968)<br />

Durch einen Militärputsch unter Führung von General Abd al-Karim Qasim am 14. Juli 1958<br />

wird im Irak die „Haschemiten-Monarchie“ gestürzt, König Faisal II. auf der Stelle erschossen,<br />

die Republik ausgerufen und General Qassim zum Ministerpräsidenten der irakischen Republik<br />

ernannt. 3 Im Artikel 3 der Provisorischen Verfassung der Republik (vom 27. Juli 1958) werden<br />

die nationalen Rechte der Kurden auf der Basis der Partnerschaft mit den Arabern innerhalb des<br />

Irak gesichert. 4 Damit erkennt zum ersten Mal ein Staat, der einen Teil von <strong>Kurdistan</strong> beherrscht,<br />

die nationalen Rechte des kurdischen Volkes in seiner Verfassung an. Außerdem ist der Austritt<br />

des Iraks aus dem „Pakt von Bagdad“ (später CENTO) für die Kurden besonders wichtig<br />

gewesen. 5<br />

Der kurdische Führer Mustafa Barzani kehrt am 06. Oktober 1958 aus dem sowjetischen Exil<br />

1 I. Sharif, 1991, S.54-57.<br />

2 Nebez, 1987, S.19.<br />

Während des Widerstandes und trotz wiederholten „Wortbruchs“ seitens der Briten hat Sheikh Mahmud „seine<br />

Ritterlichkeit“ immer wieder unter Beweis gestellt - besonders bei der Behandlung der beiden gefangenen Piloten<br />

eines abgeschossenen britischen Kampfflugzeuges; er hat ihnen persönlich ärztliche Versorgung verschafft und nach<br />

ihrer Genesung freien Abzug angeboten. Die Briten haben den „König der Kurden“ zum Dank für diese Haltung bis<br />

an sein Lebensende in einem streng bewachten Haus außerhalb von Bagdad unter Hausarrest stellen lassen. (Hauser,<br />

1979, S.191).<br />

3 General Abd al-Karim Qasim (1914-1963), Sohn eines arabisch-sunnitischen Vaters und einer kurdischschiitischen<br />

Mutter aus Bagdad. Er war Vorsitzender der Organisation der Freien Offiziere, welche den<br />

Militärputsch vom 14. Juli durchführte, Batatu, 1978, S.778.<br />

4 Jawad, 1981, S.38; vgl. auch Gunter, 1992, S.11.<br />

5 Sowohl im Pakt von „Saadabad“ (1937) als auch im „Pakt von Bagdad“ (1955) ist – in erster Linie – antikurdische<br />

Kooperation zwischen den Regierungen des Irak, des Iran und der Türkei vereinbart worden, I., Sharif, 1991, S.63.<br />

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