Freies Kurdistan Buch

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Erstes Kapitel
Der Hintergrund des Volksaufstandes vom Frühjahr 1991 in Irakisch-
Kurdistan
Die ununterbrochene Unterdrückung der Kurden im Irak und deren ständiger Kampf
für Freiheit und Selbständigkeit
1. Zwangsangliederung und Zwangsassimilierung statt Selbstbestimmungsrecht
(Unabhängigkeit) oder Autonomie (1918 – 1975)
1.1. Während der britischen Okkupation und der Mandatszeit (1918 – 1930)
Die Wilayats (Provinzen) Basra und Bagdad in Nieder-Mesopotamien, die die Geographen und
Historiker des Mittelalters den arabischen Irak nannten, werden zwischen Ende 1914 und Herbst
1918 von Großbritannien besetzt und dem Osmanischen Reich entrissen. 1
Nach der Niederlage und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches im Oktober 1918
erklärt der damalige US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson in seinem „14 Punkte-
Programm für den weltweiten Frieden“, dass den nicht-türkischen Völkern Selbständigkeit
gewährt werden sollte (Punkt 12). 2 Er fordert dann ausdrücklich souveräne Staaten für Araber,
Armenier und Kurden. 3
Auch die Briten und Franzosen versprechen in einer gemeinsamen
Deklaration im November 1918, dass sie eigene Regierungen und Verwaltungen für die
Einheimischen in der Region gründen lassen. 4
Im Wettlauf mit den Franzosen erobern britische Truppen unter General Marshall Anfang
November 1918 – ein paar Tage nach dem Waffenstillstand von Mudros am 30. Oktober – auch
die Stadt Mosul und dann das ganze Wilayat Mosul bzw. Südkurdistan, das ein Zentrum heftiger
Auseinandersetzungen zwischen den Siegermächten des Ersten Weltkrieges (Großbritannien,
Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika) wird, nachdem man dort bei
Probebohrungen Erdöl findet. 5 Die Franzosen erheben zunächst Einspruch, geben dann jedoch
ihren Anspruch auf das Wilayat Mosul gegen den 25-%igen Anteil der Deutschen Bank an der
während des Krieges beschlagnahmten „Turkish Petroleum Company“ auf. 6
Mit der britischen Eroberung des Wilayat Mosul wird das Schicksal des kurdischen Volkes in
Südkurdistan aufs engste mit dem Faktor Erdöl und der Politik bzw. den Strategien
1 Vgl. Topf, 1929, S.86-87.
2 Chaliand, 1984, Bd.1 S.28; vgl. auch McDowall, 1997, S.115; Benjamin, 1977, S.72; Gunter, 1992, S.1.
3 Ludwig, 1991, S. 69.
4 Farouk-Sluglett and Sluglett, 1990, S.10.
5 Zülch, 1991, S.30.
6 Tardieu, 1920, S.380-382, in: Hussain, 1977, S.9.
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