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Freies Kurdistan Buch

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kurdischen selbstverwalteten Region seine 25-Dinarscheine umtauschen; damit verliert die<br />

Bevölkerung in der Schutzzone einen beachtlichen Teil ihrer Ersparnisse bzw. ihres Geldes. Der<br />

Umtauschkurs des US-Dollars auf dem inoffiziellen kurdischen Devisenmarkt steigt außerdem<br />

unmittelbar nach Bekanntmachung der Entscheidung an einem Tag von 30 auf 50 Irakische<br />

Dinar; und dadurch verliert die alte – originale – irakische Währung ca. zwei Drittel ihres Werts.<br />

Als „kritischste Phase“ seit der Gründung des kurdischen Parlaments bezeichnen auch<br />

ausländische Beobachter die Situation: so kritisch, dass einige westliche oder UNO-Geberländer<br />

ihre Vertreter aus ihren Botschaften in Ankara in Begleitung eines Vertreters des türkischen<br />

Außenministeriums und des politischen Beraters der alliierten Schutztruppe aus Incirlik in die<br />

Schutzzone schicken. Die fünfköpfige Gruppe, zu der je ein Mitglied der US-amerikanischen,<br />

britischen und der australischen Botschaft gehören, hält sich Ende Mai in den kurdischen Städten<br />

Zakho und Duhok auf, spricht mit Händlern, Geldwechslern, lokalen Behörden und Vertretern<br />

der kurdischen Regionalregierung. Die Ergebnisse ihres Auftrages werden Anfang Juni in einem<br />

Bericht auf einer UNO-Tagung in Genf vorgelegt werden.<br />

Der kurdische Finanzminister stellt sich drei Optionen zur Lösung des Problems vor, wenn auch<br />

die Zehn- und Fünfdinarscheine entwertet werden: Eine eigene Währung einzuführen oder die<br />

alte irakische einfach beizubehalten oder aber eine fremde Währung wie z.B. US-Dollar auf dem<br />

Markt einzuführen. All diese Möglichkeiten können aber, nach Auffassung des Stellvertreters<br />

des Ministerpräsidenten der kurdischen Regionalregierung, nur mit Billigung der internationalen<br />

Gemeinschaft – und vor allem die der Nachbarländer der Region – durchgeführt werden.<br />

Weil zwei Optionen aber unmöglich sind und die anderen Dinar-Scheine weiter gültig bleiben,<br />

wird die alte „originale“ irakische Währung (außer 25er) weiter beibehalten, und die<br />

Währungskrise somit vorerst durch diese – übrig gebliebene – Maßnahme überwunden. 1<br />

Wenig später zieht die irakische Regierung auch die 10- und 5-Dinarscheine in den Regionen, die<br />

noch unter ihrer Kontrolle stehen, aus dem Verkehr; damit sind nun dort nur noch die neuen<br />

Dinarscheine (Irakischer Druck) gültig. Die Kurden in der Schutzzone bzw. selbstverwalteten<br />

Region <strong>Kurdistan</strong>s verwenden dagegen weiter die alten Dinarscheine (Schweizer Druck). Die<br />

„neuen“ irakischen Scheine werden in der Schutzzone wie eine ausländische Währung auf dem<br />

Devisenmarkt getauscht. Der Umtauschkurs gegen die neuen Dinarscheine ist schon 1:3. Auf<br />

diese Weise bekommt die Region <strong>Kurdistan</strong> praktisch ihre quasi eigene Währung, welche<br />

mehrfach stärker als die neue irakische Währung ist. Die alten 10- und 5-Dinarscheine (aus dem<br />

Irak und den restlichen Dinarbeständen der Nachbarländer) werden dann in <strong>Kurdistan</strong> gegen<br />

1 Schmidt, 1994, S.152-155.<br />

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