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Freies Kurdistan Buch

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Sékaniyan in der Provinz Sulaimaniya. Ihr Ziel ist unter anderen das Hauptquartier der PUK im<br />

Jafeti-Tal (der Name des Tales bezieht sich auf den dort lebenden Stamm der Jafs). Nach<br />

massiven Luftangriffen ziehen die Bodentruppen des Regimes einen dichten Belagerungsring um<br />

die 30 Dörfer des Tales. Drei Wochen lang halten die kurdischen Widerstandskämpfer dieser<br />

Großoffensive stand. Aber nachdem die irakische Luftwaffe Anfang März chemische Waffen<br />

einsetzt, durchbrechen die Truppen des Regimes die Stellungen der kurdischen<br />

Widerstandsbewegung, erobern die Dörfer und machen sie dem Erdboden gleich. Dabei werden<br />

– außer den Opfern unter den Widerstandskämpfern – über 200 Zivilisten getötet und etwa 1000<br />

von ihnen verletzt und fast das gesamte Vieh der Region vernichtet. 1 In dieser ersten Anfal-<br />

Operation lassen die Truppen des Regimes die Zivilbevölkerung über die Berge durch massiv<br />

vermintes Grenzgebiet Richtung Iran fliehen. Dies wird sich später ändern.<br />

In einem militärischen Kommuniqué wird mitgeteilt:<br />

„Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen. [...] haben die tapferen Streitkräfte<br />

und die guten ehrbaren Nationalisten [Patrioten] unseres kurdischen Volkes (gemeint<br />

sind die Kollaborateure der sogenannten Bataillone der Nationalen [patriotischen]<br />

Verteidigung (BNV) – A.S.) [...] unter der Leitung von Generalleutnant Sultan Hashem ...<br />

die Anfal-Operation durchgeführt.“ 2<br />

Die zweite Anfal-Operation findet vom 22. März bis zum 1. April 1988 in der Region von Qere<br />

Dagh in der Provinz Sulaimaniya statt. Sieben Luftangriffe mit chemischen Waffen werden hier<br />

registriert. Sie treffen die Orte Dukan, Masoyi, Séw Senan; weitere Angriffe gelten Balagjar,<br />

Jafaran und Serko.<br />

Als die ersten Giftgasbomben am 22. März auf das Dorf Séw Senan fallen, haben die Bewohner<br />

zusammen mit den Widerstandskämpfern gerade das kurdische Neujahrsfest „Newroz“ gefeiert.<br />

Über 80 Menschen werden bei diesem Angriff umgebracht. Nach den Luftangriffen greifen die<br />

Truppen des Regimes vom Süden her an. „Wie Treiber, die das Wild für die Jäger<br />

aufscheuchen“, durchkämmen die Soldaten die kurdischen Dörfer. 3 Hunderte von kurdischen<br />

Familien fliehen in Richtung Sulaimaniya um sich in Sicherheit zu bringen. Am Fuß der Berge<br />

werden sie jedoch von irakischen Truppen überrascht. Tausende von ihnen werden<br />

festgenommen. Viele Familien, die aussichtslos auf der Flucht sind und die gehört haben, dass<br />

die ganze Region von Qere Dagh von den Truppen des Baath-Regimes besetzt ist und ihre<br />

Häuser zerstört sind, ergeben sich der Truppen des Regimes – und sie gehen dabei verloren.<br />

1 Talabani, 1988, S.57-58.<br />

2 Zitiert nach Leukefeld, 1996, S.93.<br />

3 Leukefeld, 1996, S. 93.<br />

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