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Freies Kurdistan Buch

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Aber auch dieser Krieg bringt keinen Erfolg für das Baath-Regime. Hinzu kommt die soziale und<br />

ökonomische Krise im gesamten Lande, bedingt durch den lang anhaltenden Krieg in <strong>Kurdistan</strong>.<br />

Daher sieht sich die Regierung in Bagdad gezwungen, einen Ausweg aus dem Dilemma zu<br />

suchen.<br />

Anfang 1970 schickt die irakische Regierung zuerst die renommierte linke Persönlichkeit Aziz<br />

Sharif als Vermittler, und dann Saddam Hussein – Vizepräsident, um mit Barzani bzw. mit der<br />

Führung der kurdischen Widerstandsbewegung zu verhandeln. Diese Verhandlungen führen zum<br />

Abkommen vom März 1970, das von Mustafa Barzani und Saddam Hussein unterschrieben, aber<br />

von der irakischen Regierung – absichtlich – als „Manifest vom 11. März“ veröffentlicht wird. In<br />

diesem Abkommen, das aus 15 Artikeln besteht, werden vor allem die Existenz der kurdischen<br />

Nation und deren politische und kulturelle Rechte anerkannt. Artikel 14 betont die Garantie der<br />

Autonomie für das kurdische Volk im Rahmen der Irakischen Republik. Im Artikel 15 ist<br />

vorgesehen, dass das kurdische Volk verhältnismäßig – entsprechend seinem Bevölkerungsanteil<br />

– an der Legislative (gesetzgebenden Gewalt) beteiligt wird. 1 Außerdem einigen sich beide<br />

Seiten während der Verhandlungen auf einige Punkte in dem Abkommen, die nicht veröffentlicht<br />

werden sollten. Der erste Punkt betrifft die Übergangszeit, die auf vier Jahre begrenzt wird, um<br />

die Autonomie für <strong>Kurdistan</strong> in Kraft treten zu lassen. Der zweite Punkt sieht eine Volkszählung<br />

bis zum 11. März 1971 in der Provinz Kirkuk vor, um die Gebiete mit kurdischer<br />

Bevölkerungsmehrheit zu ermitteln bzw. die Grenzen der Autonomieregion festzulegen. 2 Dies<br />

waren unter anderem die größten Schwächen des Abkommens, die auf Forderung der Baath-<br />

Regierung geheim gehalten werden sollten.<br />

Trotz der Versöhnung der Baath-Partei auch mit der Kommunistischen Partei Iraks (ICP)<br />

herrscht um diese Zeit im Irak keine wirkliche politische Stabilität und in <strong>Kurdistan</strong> weder Krieg<br />

noch Frieden. 3 Einerseits führt die irakische Regierung einige Artikel des März-Abkommens aus:<br />

Fünf kurdische Minister in Bagdad und drei kurdische Gouverneure in <strong>Kurdistan</strong> werden ernannt,<br />

der Unterricht in kurdischer Sprache wird ebenso in den Schulen <strong>Kurdistan</strong>s erweitert.<br />

Andererseits will sie nur Zeit zur Vernichtung der Führung der kurdischen Bewegung und zur<br />

Entkräftung der KDP bzw. zum Untermauern aller Errungenschaften der Kurden – wie kurz nach<br />

der Bekanntmachung des Abkommens festgestellt wird – gewinnen.<br />

Die Autorität und das Ansehen, die Barzani nicht nur in <strong>Kurdistan</strong>, sondern im gesamten Irak<br />

Die erste Nummer der Zeitung „Al-Noor“ ist am 12. Oktober 1968 in Bagdad erschienen; die Zeitschrift „Rizgari“<br />

wurde 1969 in Sulaimaniya herausgegeben, vgl. dazu Jawad, 1981 S.244; Nebez, 1987, S.33.<br />

1 Vgl. Khadduri, 1978, S.236-239; Sahin, 1991, S.32-37.<br />

2 Vanly, in: Chaliand (Hrsg),1984, Bd.1 S.303; vgl. auch McDowall, 1977, S.327-328.<br />

3 I. Sharif, 1991, S.132.<br />

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