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Freies Kurdistan Buch

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Hilfe des <strong>Buch</strong>markts zu verbreiten. Der zweite Faktor war der Einfluss der religiösen<br />

Reformation – des deutschen Reformators Martin Luther (1483–1546) – im 16. Jahrhundert, die<br />

ihren Erfolg auch dem <strong>Buch</strong>markt verdankte. Dazu kam dann die Durchsetzung der besonderen<br />

Landes- bzw. Staatssprachen, welche zunächst einigen Herrschern als Instrument zur<br />

Zentralisierung der Verwaltung dienten, und sie entwickelten sich später zu Nationalsprachen. 1<br />

Nach Auffassung von Anderson wurde der Nationenbildungsprozess durch einen Wandel der<br />

Wahrnehmungsformen der Welt ermöglicht, durch den der Begriff der Nation gedacht werden<br />

konnte. Dabei misst Anderson der Entstehung des Printkapitalismus (<strong>Buch</strong>drucks) und der<br />

gemeinsamen Sprache große Bedeutung bei. Seiner Ansicht nach schuf die Vereinheitlichung der<br />

Sprachen durch den Printkapitalismus das Fundament für das Nationalbewusstsein. 1<br />

Im sechsten Jahrhundert verschärfte sich der Kampf zwischen dem Osmanischen Reich und<br />

dem Safawidischen Reich um mehr Einfluss in den kurdischen Gebieten, die zwischen beiden<br />

Reichen lagen. Um 1514 verbündeten sich die meisten kurdischen Fürsten mit dem Osmanischen<br />

Reich gegen den Safawiden. Diese Allianz hatte machtpolitische, aber auch religiöse bzw.<br />

konfessionelle Ursachen. Die überwiegend sunnitischen Kurden fühlten sich dem sunnitischen<br />

Osmanischen Reich eher verbunden als dem schiitischen Persien. Zudem spielte die Politik des<br />

Safawidischen Reiches, kurdische Fürsten und Stammesführer zu entmachten und eigene Männer<br />

als Statthalter einzusetzen sowie die Versprechungen von Sultan Salim I. im Hinblick auf mehr<br />

Selbständigkeit für die kurdischen Fürstentümer eine große Rolle für die Allianz der kurdischen<br />

Fürsten mit dem Osmanischen Sultan. Ferner bestätigte der kurdisch-osmanische Pakt 16<br />

selbständige Emirate (Fürstentümer). Durch die Konzession, die Grenzen dieser Emirate nicht zu<br />

verändern, genossen die kurdischen Mirs (Fürsten) dann im Osmanischen Reich Souveränität in<br />

dem Recht, eigene Münzen zu prägen und das Freitagsgebet in ihrem Namen – als Oberhaupt des<br />

Emirats – sprechen zu lassen.<br />

Mit dem Grenzabkommen von „Zuhab“ im Jahre 1639 wurde <strong>Kurdistan</strong> jedoch offiziell<br />

zwischen beiden rivalisierenden Reichen aufgeteilt. Der Großteil des kurdischen<br />

Siedlungsgebiets fiel dadurch an das Osmanische Reich. Die kurdischen Mirs unterstützten den<br />

türkischen Sultan und gewährleisteten die Loyalität der zu ihrem Gebiet gehörenden Stämme.<br />

Als Gegenleistung wurde den kurdischen Emiraten weitgehende Selbständigkeit gewährt. Die<br />

Emirate waren als Föderationen von größtenteils autonomen Stämmen organisiert. Die Aghas<br />

(Stammesführer) übernahmen die militärische Führung der Stämme im Konfliktfall. Die Mirs als<br />

Repräsentanten der Emirate sorgten für die Erhaltung und Sicherung des Friedens unter den<br />

1 Vgl. Anderson, 1988, S.20-49; Elwert, 1989, S.43 und Kedouri, 1960, S.17-19.<br />

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