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Freies Kurdistan Buch

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Täuschungsmanöver – signalisiert, 2 sie hat jedoch die Entscheidung des kurdischen<br />

Regionalparlaments über Föderalismus – in Bezug auf einen kurdischen föderativen Teilstaat –<br />

im Oktober desselben Jahres offen zurückgewiesen. Auch die anderen Teilungsstaaten von<br />

<strong>Kurdistan</strong> (vor allen die Türkei) sind strikt dagegen.<br />

Zudem ist die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes durch Sezession zwecks Bildung<br />

eines eigenen Staates – oder Anschlusses an einen anderen Staat – nur unter ganz bestimmten<br />

Voraussetzungen völkerrechtlich zulässig. Es muss ein einheitlicher Volkswillen und die<br />

Handlungsfähigkeit des gesamten kurdischen Volkes – im Irak – in Richtung auf dieses Ziel<br />

festgestellt werden können und die Verwirklichung anderer Lösungsmöglichkeiten unterhalb der<br />

Sezession nicht möglich oder gescheitert sein. 3<br />

In Bezug auf den Volkswillen stellt man offenkundig fest, dass ein freies bzw. unabhängiges<br />

<strong>Kurdistan</strong> nicht nur der Wunsch sondern, der Traum fast aller Kurden in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> –<br />

und überall – ist, aber die großen politischen Parteien sehen sich – zurzeit – nicht in der Lage, die<br />

Unabhängigkeit zu bestreben. 4 Daher hat sich das Regionalparlament für die Lösung der Frage<br />

auf der Basis des Föderalismus im Rahmen eines demokratischen Iraks, d.h. für einen Teilstaat<br />

(mit beschränkter Souveränität) in einem föderalen System, entschieden. In dieser Hinsicht<br />

erklärt Massoud Barzani im März 2002 eindeutig, dass die KDP die Unabhängigkeit für<br />

<strong>Kurdistan</strong> nicht bestrebt, nicht weil die Kurden kein Recht darauf haben, und nicht weil sie dies<br />

nicht wollen, sondern weil sie realistisch sind; weil die Voraussetzungen weder regional noch<br />

international dafür günstig sind. 5 Also, angesichts der militärischen Überlegenheit der irakischen<br />

Armee – abgesehen von den ständigen provokativen türkischen Drohungen mit militärischer<br />

Intervention im Falle der Proklamierung eines kurdischen Staates, aber auch dank der Haltung<br />

der Schutzmächte (USA und Großbritannien), die – zurzeit – die Bildung eines eigenen<br />

kurdischen Staats nicht unterstützen oder dulden – besonders wegen der antikurdischen Haltung<br />

des NATO-Partners (der Türkei), ist die kurdische politische Führung bzw. sind die kurdischen<br />

Widerstandskämpfer (Peshmergas) zur Durchsetzung dieses (vorhandenen) Volkswillen nicht<br />

handlungsfähig.<br />

1 Stuby, 1994, S.52.<br />

2 Um einerseits die Weltorganisation zu täuschen und andererseits die Nachbarländer – die Teilungsstaaten, vor allen<br />

die Türkei zu erschrecken, schreibt der Stellvertreter des irakischen Ministerpräsidenten Tareq Aziz am 8. Januar<br />

1992 an den „UN-Special Rapporteur“ (Sonderberichterstatter) für Irak Max van der Stoel: „Iraq would be the first<br />

to recognize Kurdish independence.”, vgl. UN Doc. E/CN. 4/1992/31 at para. 108, in: Cook, 1995, S.31.<br />

3 Vgl. Stuby, 1994, S.52-53.<br />

4 Lediglich einige kleine Parteien, wie z.B. „Parti Kari Serbexoyi <strong>Kurdistan</strong>“ (<strong>Kurdistan</strong> Independence Labour Party<br />

-KILP) streben die Gründung eines eigenen souveränen kurdischen Staates an.<br />

5 Vgl. die Rede von Massoud Barzani am 25. März 2002, Internet: http://www.kdp.pp.se (07.12.2002)<br />

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