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Freies Kurdistan Buch

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Datum für die einseitige Anwendung ihres „Autonomie-Gesetzes“ abändert, und dass die<br />

Übergangszeit bis zum 11. März 1975 verlängert wird. Die kurdischen Vertreter sind längst<br />

bereit sogar auf einige Punkte des Abkommens vom März 1970 zu verzichten – z.B. die<br />

Angelegenheit von Kirkuk durch spätere Gespräche zu regeln, obwohl Barzani Kirkuk als das<br />

„Herz von <strong>Kurdistan</strong>“ bezeichnet. Die Vorschläge werden jedoch abgelehnt. So lässt die<br />

unnachgiebige Haltung der Baath-Regierung keinen Spielraum mehr für Verhandlungen. Damit<br />

sind die Friedensbemühungen der Kurden endgültig gescheitert. 1 Und genau in dieser Zeit wird<br />

die Stadt Arbil durch eine Serie von Bombenanschlägen in Restaurants und Cafés –<br />

offensichtlich von Agenten des Regimes – erschüttert, um <strong>Kurdistan</strong> in Angst und Schrecken zu<br />

versetzen. So ist der Frieden nicht mehr zu retten und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann<br />

der Krieg wieder ausbricht.<br />

Majid Khadduri stellt in diesem Zusammenhang fest:<br />

„Early in 1974 the Ba’th Government finally decided to crush Mulla Mustafa by force.” 2<br />

Die Hauptursachen der arroganten Haltung der Baath-Regierung in Bagdad – insbesondere des<br />

mächtigsten Machthabers Saddam Hussein – offiziell noch zweiter Mann nach Präsident Ahmad<br />

Hassan al-Bakr – gegenüber den Kurden in den letzten Verhandlungsrunden sind: Die<br />

modernisierte Armee mit ihrem großen Waffenarsenal und die beträchtliche Zunahme der<br />

Staatseinnahmen durch die beachtliche Erhöhung des Erdölpreises, besonders nach der<br />

Verstaatlichung der Erdölförderung im Juni 1972 [Anfang 1974 ist der Ölpreis zehnmal so hoch<br />

wie im Jahre 1972]. 3 Zudem hat sich die Führung der Baath-Partei inzwischen der<br />

Zusammenarbeit der ICP und der bedeutenden sowjetischen Militärhilfe versichert. Im April<br />

1972 schloss die irakische Regierung einen „Freundschafts- und Kooperationsvertrag“ mit der<br />

Sowjetunion ab, der bald die Form eines Wirtschafts- und Militärbündnisses annahm. Dieses<br />

irakisch-sowjetische Bündnis hatte fatale Folgen für den kurdischen Widerstandskampf. Die<br />

UdSSR wurde die Hauptquelle der Waffensysteme des Iraks. Sie lieferte der irakischen Armee<br />

das modernste Kriegsmaterial, darunter die Panzer (T 62 und T 72) und Kampfflugzeuge (Mig<br />

23, Sochoi 20 und Tobolew 22 – die nicht einmal an die Warschauer-Pakt-Staaten ausgeliefert<br />

worden waren) und sie schickte 3000 Militärexperten in den Irak. 4 Als Gegenleistung dafür<br />

erhielt die Sowjetunion etliche Milliarden Petro-Dollar vom Baath-Regime. Überdies ist die<br />

Baath-Partei nie bereit gewesen, mit einer anderen politischen Bewegung die Macht zu teilen<br />

1 Vanly, 1984, Bd.1 S.316; vgl. auch Ludwig, 1991, S.74.<br />

2 Khadduri, 1978, S.109.<br />

3 McDowall, 1997, S.335.<br />

4 Hauser, 1979, S.226.<br />

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