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Freies Kurdistan Buch

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der PUK vereinbart und die Demarkationslinie zwischen beiden Seiten wird von einer<br />

bestimmten Gruppe von ausländischen bzw. türkischen Militärs, der „Peace Monitory Force“<br />

(PMF), beobachtet. Damit erhält das türkische Militär immerhin einen Stützpunkt oder ein<br />

Beobachtungsquartier im Herzen der Schutzzone; dies stellt – langfristig gesehen – eine negative<br />

Entwicklung dar, weil die Türkei alles andere als ein Freund der Kurden ist. Dadurch wird aber<br />

auch die Aufteilung der kurdisch selbstverwalteten Region in zwei Einflussgebiete bzw.<br />

„Ministaaten“ – zwischen der KDP und PUK – besiegelt: Die erste in der Hauptstadt der Region<br />

Arbil (Hewlér), wo sich auch der Sitz des Parlaments befindet, für die meisten Gebiete der<br />

Provinzen Arbil und Duhok (im Norden der Region), und die zweite in der Großstadt<br />

Sulaimaniya (Slémani) für die Provinz Sulaimaniya und drei Distrikte der Provinz Kirkuk und<br />

einen Distrikt der Provinz Arbil (im Süden der Region), beide unter demselben Namen „Die<br />

Regionalregierung <strong>Kurdistan</strong>s – The <strong>Kurdistan</strong> Regional Gouvernement (KRG)“. Beide haben<br />

auch eigene Streitkräfte, Polizei, Sicherheitsdienste, Medien, externe und interne Verbündete.<br />

Die Kommunisten (KCP) und die Islamische Union <strong>Kurdistan</strong>s (KIU) bleiben neutral und sind in<br />

beiden „Regierungen“ bzw. Verwaltungen je mit einem Minister vertreten.<br />

Die Zeitungen der einer Partei sind im Gebiet der anderen nicht erhältlich, die Checkpoints sind<br />

ohne Passierscheine bzw. Parteiausweise von beiden Seiten nicht zu überwinden und die internen<br />

Zollstellen sind (zur Last der Bevölkerung) verdoppelt worden.<br />

Insgesamt werden in diesem neuen internen Krieg (1993–1997) – schätzungsweise – etwa 4.000<br />

Menschen (Kämpfer und Zivilisten) getötet 1 und zahlreiche bedeutende Einrichtungen und<br />

Gebäude zerstört oder in Brand gesetzt. Außerdem flüchten Tausende Anhänger beider Parteien<br />

von beiden Einflussgebieten oder sie werden aus beiden Einflussgebieten vertrieben. Dabei<br />

verlieren die politischen Parteien eindeutig an Vertrauen bei der verzweifelten Bevölkerung, und<br />

es herrscht in dieser Zeit eine fühlbare Politikverdrossenheit bei der Bevölkerung in der<br />

Schutzzone.<br />

Die USA ziehen den MCC aus der Schutzzone 1996 zurück. Überdies nimmt die Unterstützung<br />

der internationalen Gemeinschaft für die Kurden in der Schutzzone bzw. die Solidarität der<br />

Weltöffentlichkeit mit ihnen deutlich ab.<br />

Zur amerikanischen Position in dieser Zeit schreibt Randal:<br />

„Washington’s conflicting regional interests nonetheless dictated that the United States<br />

maintain a minimal presence in northern Iraq, despite these recurring temptations to<br />

1 Vgl. Randal, 1997, S. 294.<br />

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