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Freies Kurdistan Buch

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Teils von <strong>Kurdistan</strong> gemäß dem Vertrag von Sèvres durch den Vertrag von Lausanne genommen<br />

hatten. Die Briten haben eigentlich die größte Rolle dabei gespielt. Die Kurden hätten es – gemäß<br />

dem Vertrag von Sèvres – beinahe geschafft, den eigenen „Nationalstaat“ zu gründen, aber die<br />

Siegermächte haben sie – wegen ihren eigenen Interessen – im Stich gelassen.<br />

Auf lange Sicht muss nach Auffassung von Fried Esterbauer die Schaffung eines freien und<br />

vereinigten <strong>Kurdistan</strong>s angestrebt werden, da nur das volle Selbstbestimmungsprinzip<br />

störungsfreie politische Systeme schaffen kann. 1<br />

Die kurdische Frage wird allerdings seit der zweiten Teilung <strong>Kurdistan</strong>s – nach dem Ersten<br />

Weltkrieg – als eine interne Angelegenheit der neuen „Nationalstaaten“ bzw. „Teilungsstaaten“<br />

behandelt, welche zusammen mit ihren Verbündeten nach Auffassung von Ismail Beşikçi aus<br />

<strong>Kurdistan</strong> „eine internationale Kolonie“ machten. 2<br />

Die Teilungsstaaten betrachten die Zusammenarbeit miteinander als unverzichtbaren Bestandteil<br />

ihrer Politik, um gegen das Selbstbestimmungsrecht und Befreiungsbewegungen des kurdischen<br />

Volkes vorzugehen. Egal wie groß die Differenzen zwischen diesen Staaten waren und sind, in<br />

ihrer Anti-Kurden-Politik und im Blick auf die Zerschlagung des kurdischen Widerstandes waren<br />

und sind sie sich ständig einig. Und sie wurden und werden von ihren Verbündeten gegen den<br />

Widerstand der Kurden stets unterstützt. 3<br />

Seit acht Jahrzehnten sind alle Teilungsstaaten dem Selbstbestimmungsrecht des kurdischen<br />

Volkes in allen Teilen <strong>Kurdistan</strong>s feindlich gesinnt. Selbst gemäßigte minimale Forderungen<br />

nach Autonomie – oder bloß kulturelle Rechte – für die Kurden, welche den Rahmen der<br />

bestehenden Staaten unberührt lassen, konnten bisher nicht durchgesetzt werden.<br />

Solange es Regionalmächten und lokalen Autokraten gelingt, die kurdische Nationalbewegung<br />

zu spalten und zu schwächen, und solange sich die Verbündeten dieser Regionalmächte für eine<br />

friedliche Lösung der kurdischen Frage nicht ernsthaft interessieren und engagieren, bleibt diese<br />

Frage im Mittleren Osten (in den Teilungsstaaten) ungelöst, und alle Teile <strong>Kurdistan</strong>s bleiben<br />

daher – zwangsläufig – Unruheherde der Region. Dies konnte und kann den Weltfrieden und die<br />

Sicherheit in diesem Gebiet der Welt tatsächlich bedrohen. 4<br />

Die Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte in den kurdischen Siedlungsgebieten in allen<br />

Teilungsstaaten (bzw. in allen Teilen <strong>Kurdistan</strong>s) belegen die Aktualität der kurdischen Frage in<br />

1 Esterbauer, 1997, S.263.<br />

2 Beşikçi, 1994, S.12.<br />

3 ders., 1994, S.14.<br />

4 Scherrer, 1997, S.258.<br />

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