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Freies Kurdistan Buch

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Seitdem hört man nichts von ihnen und ihr Schicksal ist nie aufgeklärt worden.<br />

Den ai vorliegenden Berichten zufolge sollten im März 400 Verletzte in dieser Offensive<br />

versucht haben ihre Verletzungen ärztlich behandeln zu lassen. Sie sind aber festgenommen<br />

worden und sollen in ein Militärgefängnis nahe der Stadt Sulaimaniya gebracht und Anfang April<br />

erschossen worden sein, um die Spuren der Giftgasangriffe zu beseitigen. 1<br />

Die dritte Anfal-Operation, die vom 7. bis zum 20. April 1988 dauert, richtet sich gegen die<br />

Bewohner von Germiyan in der Provinz Kirkuk.<br />

In dieser Anfal-Offensive rücken gigantische Truppen des irakischen Regimes in Germiyan ein.<br />

Von acht Seiten sind die Truppen in das Gebiet einmarschiert. Niemand sollte entkommen,<br />

Flüchtende werden auch bei Nacht mit Hubschraubern verfolgt. Viele werden von kurdischen<br />

Kollaborateuren der BdNV überredet, sich zu ergeben. Doch besonders in Germiyan lässt das<br />

Baath-Regime die Mehrheit der Bewohner – die meisten Männer, Frauen, Kinder und Babys –<br />

der zerstörten Dörfer während dieser Anfal-Operation spurlos verschwinden. 2<br />

Nachdem das irakische Baath-Regime den kurdischen Widerstand und die kurdischen Dörfer in<br />

den Regionen von Jafeti-Tal, Qere Dagh und Germiyan vernichtet und deren Bewohner getötet<br />

hat oder verschwinden ließ, wird das Gebiet vom Tal des Unteren Zabflusses als nächstes Ziel<br />

vorgesehen. Die vierte Anfal-Operation trifft dieses Gebiet. Vom 3. bis zum 8. Mai 1988<br />

werden die Dörfer Goktepe, Kani und Asker, die alle südlich des Dukansees liegen, mit<br />

chemischen Waffen angegriffen. Goktepe wird am schwersten getroffen; dort sterben über 200<br />

Menschen an den Folgen des Giftgases. Auch die Dörfer der Region Shwan in der Provinz<br />

Kirkuk und der Kojsinjaq-Ebene werden in dieser Operation mit C-Waffen angegriffen. Nachts<br />

versuchen die Dorfbewohner durch die Berge zu fliehen. Die Truppen des Regimes öffnen aber<br />

den Staudamm am Dukansee, sodass das Wasser des Unteren Zab schnell ansteigt und vielen<br />

Familien den Fluchtweg in den Norden versperrt. Gleich nach den Giftgasangriffen fallen die<br />

Truppen des Regimes über die verlassenen Dörfer des Gebietes her und machen sie dem<br />

Erdboden gleich. Hunderte von Familien, vor allem Frauen und Kinder, die sich in Höhlen<br />

verstecken, werden entdeckt, festgenommen und in die Sammellager „Mujama’at“ in Koysinjaq<br />

und Teq Teq gebracht; wie Vieh werden die Menschen zusammengepfercht. Doch die<br />

Sammellager sind nur vorübergehende Stationen für sie, einige von ihnen kommen ins Gefängnis<br />

der Geheimpolizei „al-Amn“ in Kirkuk. Die meisten von ihnen werden jedoch mit unbekanntem<br />

Ziel weiter transportiert und verschwinden für immer. Am 8. Mai ist auch diese Folge der Anfal-<br />

1 „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) vom 19. August 1988.<br />

2 Leukefeld, 1996, S.93-95; vgl. auch (MEW and PfHR), 1993, S.5.<br />

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