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Freies Kurdistan Buch

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ist oder ob er mit dem Einverständnis von Mr. Talabani handelt.“ 1<br />

Obwohl der Vorfall vom 1. Mai in Qela Dize als Funke dieser Runde des internen Krieges<br />

zwischen der PUK und der KDP fungiert, ist der tatsächliche Hintergrund dieses Krieges der<br />

offen entbrannte Machkampf bzw. die scharfe Rivalität zwischen den Führungen beider Parteien.<br />

Die alte Vorherrschaftsbestrebung innerhalb der kurdischen Widestandsbewegung taucht<br />

offensichtlich kurz nach der Übernahme der Verwaltung der Schutzzone durch die <strong>Kurdistan</strong>-<br />

Front wieder auf – besonders bei den Wahlen im Mai 1992 und während der gemeinsamen<br />

Machtausübung – und sie wird mit allen Mitteln verfolgt und spielt noch einmal im Hinblick auf<br />

die Einigkeit der Kurden sowie auf den Demokratisierungsprozess in der Schutzzone bzw.<br />

selbstverwalteten Region <strong>Kurdistan</strong>s eine schädliche Rolle.<br />

In dieser Runde des internen Krieges werden etwa 1000 Menschen (Kämpfer und Zivilisten)<br />

getötet und etwa 70.000 aus ihren Häusern – besonders aus Qela Dize und Halabja – vertrieben. 2<br />

Außerdem ebnet dieser Krieg den Weg der Einmischung der Regionalmächte – besonders des<br />

Irans – zur Instrumentalisierung der kurdischen politischen Parteien für eigene Interessen und zur<br />

Destabilisierung, Zerstörung und Zerreißung der Schutzzone. Durch diesen internen Krieg<br />

werden auch die humanitäre Hilfe und die Arbeit der UNO und der NGOs deutlich erschwert.<br />

Dies alles beunruhigt auch die Freunde des kurdischen Volkes überall und ärgert natürlich die<br />

westlichen Alliierten – besonders die Schutzmächte (Frankreich, Großbritannien und die USA);<br />

sie haben wohl die Schutzzone zum Schutz der Kurden vor Saddams Regime errichtet, sie<br />

müssen die kurdische Bevölkerung dort jetzt aber auch vor kurdischen politischen Abenteurern –<br />

bzw. ihren bewaffneten Anhängern – schützen. Deshalb versuchen sie zwischen den<br />

Konfliktparteien zu vermitteln, um die Differenzen doch friedlich beizulegen.<br />

Zuerst bemüht sich die Französische Regierung darum. Aufgrund einer Initiative von Präsident<br />

Mitterand werden die Delegationen beider Parteien (KDP und PUK) im Juli nach Paris<br />

eingeladen. Nach einer Woche intensiver Verhandlungen und Konsultationen wird ein wichtiges<br />

Friedensabkommen zunächst von den Vertretern der beiden Seiten, Sami Abdulrahman (KDP)<br />

und Noshirwan Mustafa (PUK) am 22.07.1994 unterschrieben.<br />

Dieses Abkommen ist tatsächlich eine historische Errungenschaft für das kurdische Volk nicht<br />

nur in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>, sondern auch in allen anderen Teilen <strong>Kurdistan</strong>s. Es ebnet offenkundig<br />

den Weg des Friedens, der Selbständigkeit und des Fortschritts in der selbstverwalteten Region<br />

<strong>Kurdistan</strong>s, sowie den Weg der Internationalisierung der kurdischen Frage im Mittleren Osten. 3<br />

1 “The Guardian” vom 25. Mai 1994, zitiert nach KDP, 1994, S.25.<br />

2 McDowall, 1997, S.386.<br />

3 Siehe Anhang 5.<br />

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