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Freies Kurdistan Buch

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die Bevölkerung mit dem Drosseln der Lebensmittelszufuhr, damit diese sich gegen „das nicht<br />

demokratische Verhalten bzw. die Feindseligkeiten der PUK“ erhebt, kann niemand Verständnis<br />

haben, denn diese Vorgehensweise „modus procedendi“ kommt für die leidenden Bevölkerung<br />

eigentlich einem zusätzlichen bzw. dritten Wirtschaftsembargo gleich. Daraufhin steigen die<br />

Preise in den beteroffenen Gebieten der Schutzzone – besonders deswegen – enorm. Der erneute<br />

Bruderkrieg ärgert und enttäuscht die gesamte Bevölkerung <strong>Kurdistan</strong>s, und die veranlasste<br />

Teuerung belastet besonders die armen Bevölkerungsschichten in der Region extrem.<br />

Währenddessen wird Jalal Talabani von allen Seiten darum gebeten, unverzüglich nach<br />

<strong>Kurdistan</strong> zurückzukehren, um zur Lösung des Konflikts beizutragen. Zunächst erklärt er seine<br />

Bereitschaft dazu, dann ändert er seine Meinung abrupt und beschließt, trotz aller<br />

vorangegangenen Rückkehrarrangements, die von den USA und der Türkei getroffen worden<br />

sind, um ihn in die Schutzzone zu fliegen, das amerikanische Angebot nicht anzunehmen und<br />

stattdessen nach Damaskus zu reisen. 1<br />

In der zweiten Woche breiten sich die bewaffneten Auseinandersetzungen in andere Städte und<br />

Gebiete aus: PUK-Kräfte besetzen die meisten Parteiquartiere der KDP in der Provinz<br />

Sulaimaniya und im Gebiet von Germiyan in der Provinz Kirkuk. Und KDP-Kräfte besitzen<br />

weitere Quartiere der PUK in Aqra, Diana, Soran, Khalifan und Harir.<br />

Mittlerweile kämpfen die IMK und die PUK in Penjwin, Sayyid Sadiq, Halabja, Khurmal,<br />

Tewéle und Biyare gegeneinander. Es wird aber klar, dass Kämpfer der KDP und IMK in<br />

manchen Gebieten miteinander kooperieren, um die PUK zu schlagen, und dass die IMK vom<br />

Iran – sowohl logistisch als auch mit Waffen – unterstützt wird, 2 auch die KDP wird vom Iran<br />

logistisch unterstützt; das iranische Regime gießt dadurch Öl ins Feuer, um die Schutzzone noch<br />

mehr zu destabilisieren und mehr Einfluss in der Region zu erringen.<br />

Mitte Mai bringt die US-Regierung ihre Sorge über den Konflikt zwischen den kurdischen<br />

Parteien zum Ausdruck. Der Unterstaatssekretär für politische Angelegenheiten in Washington,<br />

Peter Tarnoff, sendet ein Schreiben an den INC diesbezüglich, in dem er den INC ermutigt, seine<br />

Bemühungen zur Lösung der Krise fortzusetzen.<br />

Das britische „Foreign Office“ versucht um diese Zeit Herrn Talabani über die PUK-Vertretung<br />

in London dazu zu drängen, ohne weitere unnötige Verzögerungen nach Irakisch-<strong>Kurdistan</strong><br />

zurückzukehren.<br />

Auch der UNO-Vertreter in Arbil, Stafford Clarry, sendet ein Schreiben an die Führungen beider<br />

dieser bewaffneten Auseinandersetzungen der Zugang zu den Gefangenen bzw. Häftlingen zugesichert.<br />

1 KDP, 1994, S.13-14.<br />

2 McDowall, 1997, S.387.<br />

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