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Freies Kurdistan Buch

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Schaffung einer durch internationale Garantien abgesicherten Autonomen Region in Irakisch-<br />

<strong>Kurdistan</strong> für unabdingbar. 1<br />

Es ist wohl zu bemerken, dass während der Volksaufstände der Schiiten und der Kurden bzw.<br />

während des Massakers an den arabischen Schiiten im Süden oder der Tragödie der Kurden in<br />

<strong>Kurdistan</strong> kein Solidaritätsakt und gar keine Sympathiebekundung in den (sunnitisch-)<br />

arabischen Ländern gezeigt wird, 1 weder von der Öffentlichkeit (der Bevölkerung, den<br />

oppositionellen Islamisten, den intellektuellen Kreisen, den Medienberichterstattern) noch<br />

offiziell von den Regierungen, weder gegenüber den (sunnitischen) Kurden – weil sie eben keine<br />

Araber sind – noch gegenüber den (arabischen) Schiiten – weil sie doch keine Sunniten sind. Im<br />

Gegenteil: Man spürt, dass eine breite Masse der Bevölkerung in den arabischen Ländern die<br />

barbarischen Handlungen des Diktators bei der Zerschlagung der Volksaufstände gutheißen und<br />

fast alle Regierungen sie einfach stillschweigend hinnehmen.<br />

Wie sollte man diese Haltung nun interpretieren bzw. analysieren?<br />

Liegt das daran, dass die Bevölkerung in diesen Ländern politisch unbewusst oder radikal<br />

nationalistisch (panarabisch) und extrem konfessionalistisch (sunnitisch) ist?<br />

Ist dies Ausdruck des verschärften Antiamerikanismus (wegen der ständigen Parteinahme der<br />

USA für Israel im arabisch-israelischen Konflikt) auf Kosten der Fortsetzung des Leidens der<br />

irakischen Bevölkerung bzw. deren Unterdrückung durch die Baath-Diktatur?<br />

Weil sich der irakische Diktator Saddam Hussein – wegen des Beharrens auf der Besetzung<br />

Kuwaits – quer gegen die USA oder den Westen und Israel gestellt bzw. sich mit ihnen angelegt<br />

hat, macht es der Bevölkerung dieser Länder anscheinend nichts aus, dass er drei Kriege gegen<br />

das islamische Nachbarland Iran, das arabische Nachbarland Kuwait und gegen die internationale<br />

Koalition eben wegen seiner ungebremsten Brutalität vom Zaun gebrochen hat, und dass er ein<br />

gewissenloser Despot ist und seit über zwei Jahrzehnten sein eigenes Volk brutal unterdrückt?<br />

Ihr illusorischer (arabischer und islamischer) Held darf und soll also all seine „bösen Feinde und<br />

Verräter“ (die gesamte aufständische Bevölkerung) im Irak abschlachten!<br />

Anstatt den Opfern Beistand zu leisten, solidarisieren sich diese Leute schlicht und einfach mit<br />

dem Täter. Diese primitive Haltung schadet in der Tat sowohl der Einheit der arabischen Völker<br />

als auch der Harmonie der Moslems in der Region, da sie die Verachtung bzw. den Hass der<br />

Schiiten und der Kurden überall (aber auch der Iraner und Kuwaitis) gegen die stillschweigenden<br />

bzw. die leidenschaftlichen Anhänger des Diktators in diesen Ländern erzeugt bzw. schürt.<br />

Und die angebliche Sorge um die Einheit des Iraks, mit der die Regierungen dieser Länder ihr<br />

1 Zülch, 1991, S.128.<br />

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