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Freies Kurdistan Buch

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bezüglich der kurdischen Frage dort findet, beginnt die <strong>Kurdistan</strong>-Front mit der Regierung<br />

Saddams in Bagdad – im Schatten der Errichtung der Schutzzone durch die Alliierten – doch zu<br />

verhandeln, weil die Lage der Kurden (insbesondere die der Flüchtlinge) äußerst kritisch und die<br />

Haltung der Alliierten über die humanitäre Hilfe hinaus nicht deutlich ist – so lautet die<br />

Argumentation kurdischer Politiker. Die kurdischen Politiker haben schon die westlichen<br />

Alliierten (USA, Großbritannien und Frankreich) in Sondierungsgesprächen um politische sowie<br />

militärische Unterstützung ersucht; dem Ersuchen der Kurden ist jedoch nicht entsprochen<br />

worden. Überdies will die Führung der <strong>Kurdistan</strong>-Front nicht, dass noch mehr irakische Kurden<br />

im Exil bleiben und ähnlich den armenischen Flüchtlingen in der Diaspora verstreut werden oder<br />

ähnlich den palästinensischen Flüchtlingen dauernd in Flüchtlingslagern in den Nachbarländern<br />

leben müssen – vor dieser Massenflucht lebten wohl seit 1975 bzw. 1988 ungefähr 580.000<br />

Flüchtlinge aus Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> im Ausland (über 500.000 im Iran, etwa 50.000 in der Türkei<br />

und ca. 30.000 in Europa und den USA). 1<br />

In diesem Zusammenhang schickt Saddam Hussein bereits mehrere Boten zu den Kurden. Einer<br />

von ihnen ist das frühere Führungsmitglied der ICP M. Talabani, der sich in Bagdad aufhält und<br />

seit Jahren als Mittelsmann zwischen dem irakischen Diktator und den Führern der kurdischen<br />

Widerstandsbewegung eingesetzt wird. 2 Es wird am 16. April ein Waffenstillstand arrangiert und<br />

die Freilassung aller kurdischen politischen Gefangenen verkündet. 3 Die Art und Weise der<br />

Verhandlungen in Bagdad, besonders die Umarmungen der Delegierten und der Bruderkuss<br />

(Jalal) Talabanis mit Saddam Hussein, stößt jedoch auf Kritik vieler politischer Beobachter und<br />

Unverständnis der Weltöffentlichkeit – aber auch der von der Grausamkeit des Diktators<br />

betroffenen Kurden – und wirkt sich negativ auf die weltweite Sympathie bzw. Solidarität mit<br />

den Kurden und auf die Internationalisierung ihrer Frage und die Entwicklung ihrer<br />

Selbständigkeitsbestrebungen aus.<br />

In diesem Zusammenhang kritisiert Präsident Mitterrand den Vorsitzenden des Kurdischen<br />

Instituts in Paris, Kendal Nezan, wegen des Einschränkens des „kurdischen Horizonts“ bloß auf<br />

die Autonomie; er empfiehlt ihm:<br />

„Your Role is to plead the Kurds’ right to a state.“ 4<br />

Nach Auffassung von Jonathan Randal haben die Kurden damit die beste Chance seit dem<br />

Zusammenbruch des Osmanischen Reiches für den eigenen Staat verpasst. 5<br />

1 Vgl. Ibrahim, 1991, S.144.<br />

2 Vgl. McDowall, 1997, S.369.<br />

3 Gunter, 1992, S.59.<br />

4 Zitiert nach Randal, 1997, S.105.<br />

5 ebd.<br />

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