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Freies Kurdistan Buch

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Die fifty:fifty-Vereinbarung und die Machtausübung außerhalb des gewählten Systems fügen<br />

dem Demokratisierungsprozess oder -experiment in der Schutzzone bzw. selbstverwalteten<br />

kurdischen Region offenkundig große Schäden zu. Die Regionalregierung <strong>Kurdistan</strong>s<br />

„<strong>Kurdistan</strong> Regional Government“ (KRG) setzt bloß die Entscheidungen der Parteiführungen<br />

von PUK und KDP durch, zwar mit voller Verantwortung, aber nur mit stellvertretender<br />

Autorität. Niemand zweifelt daran, dass die Schutzzone in <strong>Kurdistan</strong> nun vielmehr von den<br />

Hauptquartieren bzw. Politbüros der beiden großen Parteien geführt wird. 1 Infolgedessen<br />

resigniert der Ministerpräsident Fouad Ma’ssum im März 1993 und erklärt:<br />

„If the two leaders of PUK and KDP enter the parliament, we will be rescued from<br />

considerable trouble. Every decision now needs a party decision. If the leaders join the<br />

government there will not be this uncertainty.“ 1<br />

Daraufhin werden am 25. April 1993 der Ministerpräsident und drei Minister der PUK – zwei<br />

von ihnen sind parteilos (unabhängig) – von der Führung der PUK durch ihre Führungsmitglieder<br />

Abdulla Rassul Ali (alias Kosrat), Jabar Farman, Dara Nuri und Sa’di Pire ersetzt. Außerdem<br />

wird das Justizministerium von einem Vertreter der KUP, Qadir Jabari, übernommen. Von der<br />

Führung der KDP wird lediglich ihr Mitglied, der ehemalige Armeeoffizier Yunis Rojbeyani, als<br />

Innenminister ernannt. Diese Kabinettsumbildung wird aber nicht vom Parlament, sondern von<br />

den Politbüros beider Parteien – besonders vom Politbüro der PUK – durchgesetzt. Dies<br />

wiederum beweist, dass die Führungen der PUK und KDP die höchste Entscheidungsinstanz sind<br />

und nicht das Parlament. Das Ziel dieser Personenauswechselung ist außerdem nicht höhere<br />

Kompetenz, bessere Erfahrung oder gemäßigtere Parteipolitik. Der resignierte Ministerpräsident<br />

Ma’ssum ist tatsächlich ein erfahrener Politiker und zuverlässiger Staatsmann gewesen. Auch der<br />

frühere Minister für Peshmerga-Angelegenheiten General Mufti ist ein erfahrener Armeeoffizier<br />

und moderater Politiker gewesen. Der Neue Ministerpräsident Rassul und der neue Minister für<br />

Peshmerga-Angelegenheiten Farman (z.B.) sind dagegen radikale Peshmerga-Kommandeure<br />

bzw. Führungsmitglieder der PUK und sie besitzen keine nennenswerten Amtserfahrungen. Der<br />

Versuch der Führung der PUK, die Oberhand in der Regierung dadurch zu erhalten, ist<br />

durchschaubar. Neben dem Posten des Ministerpräsidenten verfügt die PUK nun über 5 der<br />

wichtigsten Ministerien (die Ministerien für: Peshmerga –Angelegenheiten, für Wirtschaft und<br />

Finanzen, für Landwirtschaft und Bewässerung, für humanitäre Hilfe und Koordination und für<br />

Kultur und Information); die KDP hat jetzt in der Tat nur drei der wichtigsten Ministerien inne<br />

(Innenministerium, Bildungsministerium und das Ministerium für Wiederaufbau und<br />

1 Vgl. McDowall, 1997, S.385.<br />

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