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Freies Kurdistan Buch

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Zukunft; ihre einmalige Selbständigkeitschance ist zudem ernsthaft gefährdet. Sie sind sich<br />

überdies bewusst, dass die Nachbarstaaten der Schutzzone als andere als Freunde der Kurden<br />

sind – und dass sie schadenfroh grinsen und mit großer Freude Öl ins Feuer gießen würden; sie<br />

wissen dass Diktator Saddam Hussein noch im Hinterhalt lauert; und sie kennen die Schwäche<br />

der halbherzigen westlichen Unterstützung und humanitären Hilfe der UNO.<br />

Der Krieg macht aber die antagonistischen Kriegstreiber voller Hass und rücksichtslos. Und die<br />

Kriegstreiber können weder das Anliegen des Friedens begreifen noch Widerspruch oder Kritik<br />

vertragen.<br />

Mehrmals demonstriert die Bevölkerung in Sulaimaniya und Arbil gegen den internen bzw.<br />

Bruder-Krieg und verlangt eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen. Die Demonstranten<br />

protestieren zwar friedlich, skandieren aber Parolen gegen den Krieg und die Kriegstreiber und<br />

verlangen die Schaffung des Friedens und die Wahrung der Freiheit. Während einer dieser<br />

Demonstrationen am 7. Mai 1994 in Arbil rufen die Demonstranten, z.B. „Wir brauchen keinen<br />

Krieg, kein Chaos und keine Preissteigerungen“, „Wir benötigen Einigkeit, Frieden und Brot“<br />

und „Wer Krieg will, soll <strong>Kurdistan</strong> verlassen“; plötzlich werden zwei Demonstranten (Khaled<br />

Khalil Hama Amin und Hamid Hassan) getötet und zahlreiche von ihnen verletzt, als Schüsse in<br />

die Menschenmenge gefeuert werden. Die KDP beschuldigt die PUK, verantwortlich für die Tat<br />

zu sein; aber die PUK behauptet: Der Demonstrationszug sei aus einem unbekannten Auto unter<br />

Feuer genommen worden. Die Demonstranten erklären jedoch, kein vorbeifahrendes Auto<br />

gesehen zu haben. Einige von ihnen bekräftigen, die Schüsse seien von bewaffneten Männern auf<br />

den Dächern aus der alten Zitadelle von Arbil abgegeben worden. 1<br />

Eine weitere Protestdemonstration gegen den internen Krieg wird am 21. Mai in Sulaimaniya<br />

durch Schießen in die Luft von den PUK-Kämpfern aufgelöst, nachdem die Demonstranten das<br />

Hauptquartier der PUK mit Steinen bewerfen.<br />

Um diese Zeit spricht Massoud Barzani telefonisch mit Jalal Talabani in Damaskus, um ihn zur<br />

Rückkehr zu drängen und über ein Angebot der türkischen Regierung zu reden, ein Treffen Ende<br />

Mai in der Türkei abzuhalten.<br />

Die Türken stimmen zu, am 30. Mai ein Treffen in Silopi [Türkisch-<strong>Kurdistan</strong>] zu veranstalten,<br />

an dem hohe Funktionäre beider Parteien, türkische Militäroffiziere und Beamte des türkischen<br />

Außenministeriums teilnehmen sollen, um die gegenwärtige Konfliktsituation, aber auch die<br />

Rolle der PKK in diesem Konflikt und die Flucht von Kurden aus der Türkei bzw. „Türkisch-<br />

<strong>Kurdistan</strong>“ nach Nordirak (Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>) zu besprechen.<br />

1 (ai), 1995, S.114.<br />

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