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Freies Kurdistan Buch

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vorsichtig zu sein, bevor er irgendein Abkommen mit dem „unzuverlässigen Regime des<br />

Tyrannen“ unterschreibt. Auch die ICP, deren Sektion in <strong>Kurdistan</strong> Mitglied der <strong>Kurdistan</strong>-Front<br />

ist, erklärt zu dieser Zeit, dass es keinen Grund dafür gibt, Saddam Hussein zu vertrauen, sein<br />

Wort zu halten, sogar wenn ein Abkommen erreicht wird. 1<br />

In seinem Gespräch mit dem türkischen Politiker Bülent Ecevit Ende Mai über diese<br />

Verhandlungen äußert sich Saddam Hussein vortäuschend hinsichtlich der Provinz Kirkuk:<br />

„The insistence on Kirkuk’s inclusion in the autonomous region is indicative of the wish<br />

for separation.“ 2<br />

Als ob der Ausschluss von Kirkuk bzw. der Verzicht auf die ölreiche Provinz <strong>Kurdistan</strong>s die<br />

Voraussetzung der Loyalität der Kurden gegenüber dem irakischen (Zentral)Staat gewesen wäre.<br />

Auf den Spruchbändern der KDP ist hingegen die berühmte Äußerung von Mustafa Barzani:<br />

„Kirkuk ist das Herz von <strong>Kurdistan</strong>“ und auf den Spruchbändern der PUK die Äußerung<br />

Talabanis: „Kirkuk ist Quds (Jerusalem) der Kurden“ zu lesen.<br />

Barzani setzt die zweite Runde der Verhandlungen in der irakischen Hauptstadt dennoch bis zum<br />

16. Juni fort. Dann kehrt er nach <strong>Kurdistan</strong> zurück und erklärt, dass ein Abkommen kurz<br />

bevorstehe. In einem Interview mit der deutschen Fernsehanstalt ZDF sagt er enthusiastisch:<br />

„We have achieved very good results, and I think the matter is finished ... I will return to<br />

Baghdad in the next few days and the agreement will be signed.“ 3<br />

Der Entwurf für ein „Autonomiegesetz“ wird dann in der arabischsprachigen, in London<br />

erscheinenden Tageszeitung „Asharq Al-Awsat“ veröffentlicht. Es handelt sich dabei in der Tat<br />

um eine Verschönerung des gescheiterten März-Abkommens (1970) bzw. des<br />

„Autonomiegesetzes“ vom Jahre 1974. 4 Trotz der optimistischen Haltung Barzanis warnt<br />

Talabani, dass die Verhandlungen eventuell monatelang dauern, und fügt hinzu:<br />

„that he and the Iraqi [Kurdish] refugees do not trust the guarantees that the defeated<br />

tyrant [Saddam] would give if an agreement is reached.” 5<br />

Nach einem Zusammentreffen mit Barzani Ende Juni erklärt Talabani, dass ein Abkommen<br />

unterzeichnet werden könnte, „only after certain problems are resolved related to the<br />

establishment of a unitary state in Iraq and the joint use of Kirkuk city and Iraqi oil.” 1<br />

Das Hauptproblem, welches den Abschluss eines Friedensabkommens behindert, ist dennoch<br />

1 Vgl. Gunter, 1992, S.63.<br />

2 „Milliyet“ vom 29. Mai 1991, in: Gunter, 1992, S.70.<br />

3 Zitiert nach Gunter, 1992, S.63.<br />

4 „Asharq Al-Awsat“ vom 29. Juni 1991, für mehr Details darüber siehe (Autonomy Draft Law) in: Gunter, 1992,<br />

S.63-70.<br />

5 Zitiert nach Gunter, 1992, S.70.<br />

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