06.08.2017 Aufrufe

Freies Kurdistan Buch

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

221<br />

Funktionäre der PUK, IMK und KDP an den Verhandlungstisch zu bringen. Unter ihrer<br />

Schirmherrschaft werden einige Übereinkünfte herbeigeführt: Über einen umgehenden<br />

Waffenstillstand, über den gegenseitigen Rückzug der bewaffneten Kräfte und über den<br />

Gefangenenaustausch. Diese Übereinkünfte werden zwar häufig missachtet, der INC kann aber<br />

in manchen Fällen die Spannungen zwischen den Konfliktparteien gewissermaßen abbauen und<br />

damit eine weitere Eskalation des Konflikts verhindern. Mit der Einwilligung aller Seiten<br />

übernimmt der INC auch die Verantwortung für den Einsatz von neutralen Kräften unter ihrer<br />

Aufsicht zur Kontrolle von strategischen Stellungen und Kontrollpunkten (Checkpoints), die<br />

vorher entweder von der PUK oder von der KDP kontrolliert worden sind. 2<br />

Während dieses internen Krieges werden auch seitens der politischen Parteien in der Region,<br />

die neutral (unparteiisch) bleiben, bedeutende Anstrengungen zur Vermittlung zwischen den<br />

Konfliktparteien unternommen. In erster Linie sind allerdings die Kommunistische Partei<br />

<strong>Kurdistan</strong>s (KCP), die Partei der Werktätigen (TPK) und die demokratische assyrische<br />

Bewegung (ADM) in dieser Hinsicht tätig geworden, deren Kräfte leisten auch Hilfe mit anderen<br />

Mitteln; in Sulaimaniya z.B. dient das Hauptquartier der KCP als ein „neutraler Ort“ zum<br />

Austausch der Gefangenen; in Arbil werden gemeinsame Kräfte der KCP/TPK zur Überwachung<br />

des Gefängnisses von „Mahatte“ eingesetzt, um die Flucht von dessen Insassen zu verhindern.<br />

Der größte Teil der Sicherheitskräfte der kurdischen Regionalregierung (Polizei und<br />

Sicherheitsdienst – Asayiş) in Arbil wird zu Anfang der bewaffneten Auseinandersetzungen<br />

zwischen den großen Parteien praktisch aufgelöst; alle Angehörige beider Bereiche, die<br />

Mitglieder der PUK oder der KDP sind, schließen sich sofort ihrer Partei als Kämpfer an. 3<br />

Außerdem werden in den Städten Sulaimaniya und Arbil Komitees von Berufsverbänden und<br />

Massenorganisationen gebildet, die zum Frieden aufrufen. Gemeinsame Delegationen dieser<br />

Volkskomitees und zahlreiche religiöse Geistliche bzw. angesehene Persönlichkeiten der<br />

kurdischen Gesellschaft besuchen die Führungen beider großen Parteien und appellieren an sie,<br />

den Krieg sofort zu beenden und den Konflikt friedlich beizulegen.<br />

Die Sicherheitslage in der Schutzzone wird während dieser Runde des neuen „Bruderkrieges“<br />

sehr kritisch. Die Bevölkerung in der Region ist in dieser Zeit furchtbar beunruhigt und wirkt<br />

tatsächlich traurig. Sie kocht und weint vor Zorn und Enttäuschung. Die Leute haben nicht nur<br />

große Angst um Leib und Leben, sondern auch berechtigte Sorgen um ihre Existenz bzw.<br />

1 amnesty international, 1995, S.131.<br />

2 An diesen Checkpoints hatte man ein unangenehmes Gefühl; diese Kontrollstellen haben die Bevölkerung – auch<br />

uns – unweigerlich an die Checkpoints des Baath-Regimes erinnert und das Schreckgespenst von dessen Rückkehr<br />

bei ihr hervorgerufen.<br />

3 amnesty international (ai), 1995, S.113 –114.<br />

221

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!