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Freies Kurdistan Buch

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Ausformungen und eine erschreckende Einförmigkeit repressiver Maßnahmen. 1<br />

In einem Teil der Literatur zum Thema Ethnizität dominiert die Denunziation statt die Analyse,<br />

z.B. die bewusste Irreführung (seitens staatlicher und anderer Akteure) über Beweggründe und<br />

Formationen ethnischer Konflikte oder die Darstellung der ethno-nationalen Konflikte als<br />

„rückwärtsgewandte“, welche sich der „Unvermeidbarkeit“ der Modernisierung entgegenstellen<br />

und die nicht prozessuale bzw. empirische Herangehensweise, in der Ethnizität als „primitiv“<br />

und der Ethno-Nationalismus als „Pathologie“ erscheint; diese Ansätze verstellen und behindern<br />

in der Tat den Zugang zur Problematik. 2<br />

Einigen Großvölkern, jeweils 25-30 Millionen Menschen, verteilt auf mehrere Staaten, wird der<br />

Status einer nicht-dominanten Gruppe bzw. einer „Minderheit“ zugewiesen, obwohl sie<br />

zusammengenommen mehr Bevölkerung haben als einzelne Staaten der Region (im Falle der<br />

Berber und Kurden oder Oromo – der Bevölkerungsmehrheit in Äthiopien). Auf Dauer werden<br />

die ethnokratischen Staaten der jeweiligen Regionen (im Maghreb, Horn von Afrika und Nahen<br />

Osten) nicht um eine befriedigende Lösung für diese Großvölker herumkommen. Denn ihre<br />

jeweiligen Assimilationspolitiken der Arabisierung, Türkisierung und Amharisierung sind<br />

gescheitert und die Militarisierung der Konflikte seitens der beteiligten Staatsklassen fordert<br />

einen sehr hohen Preis. 3<br />

Das Ende des Kalten Krieges hat schließlich die Tendenz der ethnischen Gegengewalt noch<br />

verstärkt. Je nach Quelle bestätigen einige Kriegesregister, dass etwa zwei Drittel aller heutigen<br />

Kriege die Charakteristika ethnischer Konflikte zeigen. 4<br />

Hinsichtlich der Kurdenproblematik im Mittleren Osten stellt Nader Entessar fest: „Kurdish<br />

demands for autonomy or independence for <strong>Kurdistan</strong> (the land of the Kurds) have been one of<br />

the most enduring sources of ethnic conflict in the modern Middle East.“ 1<br />

2. Lösungsmöglichkeiten<br />

Es gibt mehrere Formen von ethnischen oder ethno-nationalen Konflikten zwischen Staaten und<br />

Nationen bzw. Nationalitäten. Eine dieser Formen ist Staat versus (gegen) Nation / Nationalität.<br />

Der Zentralstaat setzt hier auf die militärische Option und schickt seine Armee bzw. Streitkräfte<br />

gegen eine distinkte Nationalität (z.B. Burma vs. Karen seit 1948); die Folge ist ein meist lang<br />

1 Scherrer, 1997, S.164.<br />

2 Vgl. dazu Brandstetter, 2 / 1996, in: Scherrer, 1997, S.187.<br />

3 Scherrer, 1997, S.196.<br />

4 Vgl. dazu Gantzel /AKUF 1992, in: Scherrer, 1997, S.145.<br />

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