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Freies Kurdistan Buch

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kontrolliert und das kurdische Selbstverwaltungsexperiment den Kollaps erleiden würde. 1 Dies<br />

geschieht jedoch nicht.<br />

Die USA sind offensichtlich mit der deutlichen Abnahme des iranischen Einflusses in der<br />

Schutzzone zufrieden und sie führen nun Gespräche mit der Führung der KDP. Beide Seiten<br />

versuchen, die Schäden zu verringern und die neue Situation am besten auszunutzen. Massoud<br />

Barzani begibt sich Mitte September in die Türkei und trifft sich mit dem Stellvertreter des<br />

amerikanischen Außenministers Pelletreau zu wichtigen Gesprächen auf diesem Weg.<br />

Währenddessen erklärt der Sprecher des US-Außenministeriums, Burns, dass Barzani eine<br />

bedeutende Persönlichkeit im Nordirak sei. Er deutet an, die [Clinton–] Administration bzw. die<br />

US-Regierung könnte nun doch davon überzeugt werden, dass Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> von einem<br />

kurdischen „Leader“ effizienter geführt werden könnte, und dies die Dinge vereinfachen würde. 2<br />

Anscheinend haben die Vereinigten Staaten nichts dagegen, dass die KDP das machtpolitische<br />

Vakuum in der Region alleine – unter Bedingung der Sicherung der türkischen Grenze – ausfüllt.<br />

Zudem wird Barzani zwecks weiterer Konsultationen offiziell nach Washington eingeladen.<br />

Der Iran ist deswegen sehr aufgeregt. Teheran schickt sofort Sonderabgesandte nach Bagdad und<br />

Ankara, um beide Regierungen vor der „Gefahr der Entwicklungen in der Schutzzone“ in<br />

Richtung einer kurdischen Selbständigkeit bzw. eines kurdischen Staates (mit Hilfe des Westens)<br />

zu warnen, und um wieder gemeinsam und aktiv dagegen zusammenzuarbeiten und nach einem<br />

abgestimmten Plan dagegen vorzugehen. Saddam Hussein bietet nun wieder an, zwischen beiden<br />

Konfliktparteien zu vermitteln und die irakische Regierung spricht nicht mehr von „iranischer<br />

Intervention oder Aggression“. 3<br />

Plötzlich gibt die amerikanische Administration ihre bisherige Einstellung in Bezug auf die<br />

Ausfüllung des Machtvakuums in der Schutzzone – vermutlich unter dem Druck der Türkei –<br />

auf. Der Besuch von Massoud Barzani nach Washington im Oktober 1996 wird dann auf<br />

Wunsch der amerikanischen Regierung eine Weile verschoben.<br />

Währenddessen bereiten sich die flüchtenden PUK-Anhänger im Iran und im Grenzgebiet zu Iran<br />

durch eine großangelegte Hilfe des iranischen Regimes für einen Gegenangriff gegen die KDP<br />

vor. Genau in dieser Zeit, wo der Besuch von Massoud Barzani nach Washington aufgeschoben<br />

wird, beginnen die reorganisierten PUK-Kämpfer mit einer heftigen Gegenoffensive – bzw. mit<br />

der achten Runde des „Bruderkrieges“ – Mitte Oktober 1996 gegen die KDP – vom Iran und<br />

dem iranischen Grenzgebiet aus, gestützt durch den Iran mit Militärexperten, Waffen, Munition<br />

1 Vgl. McDowall, 1997, S.453.<br />

2 Vgl. Randal, 1997, S. 314.<br />

3 Vgl. Ihsan, 2000, S. 132.<br />

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