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Freies Kurdistan Buch

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die irakische Regierung davor, die Wahlen zu verhindern oder scheitern zu lassen. 1<br />

1.4. Die Durchführung der Wahlen<br />

Am 9. Mai 1992 unterschreiben Massoud Barzani und Jalal Talabani eine gemeinsame Erklärung<br />

der KDP und PUK über die Durchführung der Wahlen und deren Ergebnisse, in der sie die<br />

Wahlen als Stütze der Volkseinheit betrachten. Sie betonen darin besonders die Akzeptanz der<br />

Wahlergebnisse, egal wie sie sein würden. 2<br />

Das Wahlprojekt in der Schutzzone (in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>) wird offenbar von manchen<br />

europäischen Ländern – inoffiziell – moralisch und materiell unterstützt. Die Bundesrepublik<br />

Deutschland, vor allem das Bundesland Nordrhein-Westfalen, nimmt dabei einen besonderen<br />

Platz ein. Von NRW wird eine Stempeltinte oder Sonderfarbe nach <strong>Kurdistan</strong> geliefert, mit<br />

der sollte jeder Wähler gekennzeichnet bzw. auf seinen Arm „abgestempelt“ werden, um so<br />

mehrfaches Wählen zu vermeiden, weil keine Wahlregister in <strong>Kurdistan</strong> existieren. Die Farbe<br />

entpuppt sich jedoch als unbrauchbare oder nicht geeignete Fleischschauerfarbe [Spezial<br />

Stempelfarben – Fleischbeschauerfarbe 4724]. Die Farbe kann durch ein bestimmtes<br />

Reinigungsmittel (FAS) entfernt werden. Die Wahlen müssen aufgrund dieser Panne um weitere<br />

zwei Tage (48 Stunden) verschoben werden, was dazu führt, dass eine Reihe der angereisten<br />

internationalen Wahlbeobachter zu dem neuen Wahltermin nicht mehr anwesend sein können. 3<br />

Dies ist peinlich nicht nur für die Kurden, sondern auch für die Landesregierung Nordrhein-<br />

Westfalens. „Solche Farbe hält sich nur auf kaltem Fleisch“, erklärt der grüne bayrische<br />

Landtagsabgeordnete Hans Günther Schramm. 4 Eine neue Stempeltinte wird dann von<br />

kurdischen Wissenschaftlern (Chemikern) an der Universität Salahaddin in Arbil geschaffen.<br />

Auch die drei Stimmzettel (für die Parlamentswahl, die Leaderwahl und die zusätzlichen<br />

Parlamentssitze für die Christen) sind von der NRW-Landesregierung beschafft und nach<br />

<strong>Kurdistan</strong> geliefert worden. Die UNO hat die Ausfuhr der Wahlmaterialien (der Stimmzettel und<br />

der Sonderfarbe) nach <strong>Kurdistan</strong> schon genehmigt. 5 Diese Genehmigung der Vereinten Nationen<br />

ist politisch sehr bedeutend gewesen.<br />

Am Vorabend der Wahlen unterschreiben die Führer der acht Parteien der <strong>Kurdistan</strong>-Front in<br />

Arbil einen „sakralen“ und historischen Vertrag, der zusichert, dass nichts die Wahlen stören<br />

1 Gohary, 1992, S.26-34; vgl. auch Habeeb, 1998, S.163.<br />

2 Vgl. die gemeinsame Erklärung in Habeeb, 1998, S.59-60.<br />

3 Leukefeld, 1996, S.121.<br />

4 Schmidt, 1994, S.95.<br />

5 (ERS), 1992, S.1-7.<br />

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