Musikhochschulen an der Schwelle des 21. Jahrhunderts

104 Studienangelegenheiten
In einem von der AEC (Association Européenne des Conservatoires,
Académies de Musique et Musikhochschulen) herausgegebenen
Handbuch zur internen Qualitätssicherung an Institutionen der höheren
Musikausbildung wird an die gesellschaftliche Verantwortung der
Musikhochschulen erinnert, die sich einem von Politik und Öffentlichkeit
ausgehenden wachsenden Legitimationsdruck weder entziehen könnten
noch sollten. „Für manche von uns ist die Vorstellung, dass die
Musikhochschulen für ihre Qualitätsversprechen verantwortlich gemacht
werden, etwas beunruhigend, zumal dies als Eingriff von
Außenstehenden in die Autonomie der Musikhochschule aufgefasst
werden könnte. Wir müssen allerdings bedenken, dass uns die
Gesellschaft, in der wir leben, berechtigterweise dazu befragen könnte,
wer wir sind und was wir tun, zumal eines unserer Ziele darin besteht,
dieser Gesellschaft mit der Ausbildung herausragender Musiker zu
dienen.“ 27
Erfahrungen und Einschätzungen
Fast alle deutschen Musikhochschulen verfügen mittlerweile über
Erfahrungen in der Durchführung von Akkreditierungen und arbeiten mit
einer der beiden in Deutschland im Bereich der Musik aktiven und vom
Akkreditierungsrat für die Wahrnehmung dieser Aufgabe zugelassenen
Agenturen zusammen: dem Akkreditierungs-, Certifizierungs- und
Qualitätssicherungs-Institut ACQUIN e.V. mit Sitz in Bayreuth oder der als
Stiftung verfassten Zentralen Evaluations- und Akkreditierungsagentur
ZEvA mit Sitz in Hannover. Die Zahl der in akkreditierten Studiengängen
immatrikulierten Studierenden lag allerdings auch zum Ende des Jahres
2010, das in der Bolognavereinbarung aus dem Jahre 1999 als Zieltermin
zur Umsetzung des Bolognaprozesses anvisiert war, an Musikhochschulen
in Deutschland bei weniger als 30 %.
Der Umsetzungsprozess vollzieht sich nicht nur langsamer als
ursprünglich angenommen, er unterliegt auch einer erheblichen
Veränderungsdynamik. Dabei werden Kurskorrekturen und
Veränderungen in der Zielsetzung maßgeblich von den gewonnenen
Erfahrungen beeinflusst. Spielräume für Veränderungen resultieren unter
27 Evert Bisschop Boele (2007) Handbuch Interne Qualitätssicherung in der höheren
Musikausbildung. Utrecht: AEC Publikationen, S.11f. www.polifonia-tn.org