Musikhochschulen an der Schwelle des 21. Jahrhunderts

60 Die Positionierung der RKM in Bildung und Kultur
Initiative musikalische Bildung
Elisabeth Gutjahr
Im Kontext einer europaweit geführten Bildungsdiskussion gewinnt auch
das Thema ‚Musikalische Bildung’ politisch zunehmend an Bedeutung.
Die Öffentlichkeit beginnt aufzuhorchen, wenn es um Musik/Tanz, Jugend
und Bildung geht. Doch welche Aufgaben kommen den Universitäten
bzw. Hochschulen in dieser Bildungsdiskussion zu, die doch vornehmlich
auf Länderebene und vorrangig für das Schulwesen geführt wird?
Präziser: Wie positionieren sich die deutschen Musikhochschulen und ihre
Konferenz zu diesem Thema?
1. Impuls und Auftrag
2006 übermittelte die Kultusministerkonferenz (KMK) dem damaligen
Sprecher der deutschen Musikhochschulen, Prof. Dr. Martin Pfeffer, die
Anregung zu einer Musikalischen Bildungsoffensive. Das Thema
‚Musikalische Bildung’ wurde von der RKM begrüßt, bedeutete es doch
ein essentielles Anliegen im Selbstverständnis der Musikhochschulen
(siehe Leitbild). Im Januar 2007 wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet,
die die Anregung aufgreifen und Vorschläge für eine entsprechende
Antwort an die KMK formulieren sollte – dies auch im Sinne einer für die
Öffentlichkeit wirksamen Initiative.
Tatsächlich werden die deutschen Musikhochschulen mit ihrem
Exzellenzanspruch vor allem im Zusammenhang mit der Förderung von
Hochbegabungen gesehen. Die Hochschulen der RKM behaupten sich im
internationalen Wettbewerb auf einer Spitzenposition, was nicht zuletzt
durch den großen Andrang hochqualifizierter ausländischer
Studienbewerber deutlich wird. Das ausgeprägte Wettbewerbswesen und
eine vitale weltweite Vernetzung bilden als eine Art qualitativer
Selbstevaluation einen integralen Bestandteil des Musikhochschulwesens.
Gleichermaßen aber haben sich die deutschen Musikhochschulen zu
einem Kompetenzcluster in Fragen der musikalischen Bildung entwickelt.
Parallel zur Förderung der musikalischen Elite wurde in den letzten
Jahrzehnten mit hohem Qualitätsbewusstsein das weite Feld
musikalischer Breitenförderung erschlossen: Die fachliche Dimension der