Musikhochschulen an der Schwelle des 21. Jahrhunderts

52 Die Positionierung der RKM in Bildung und Kultur
Die Schwerpunkte juristischer Themen in den Bereichen Prüfungs- und
Dienstrecht sowie der Erfahrungsaustausch in haushaltsrechtlichen
Fragen haben deutlich spürbar an Bedeutung verloren. Heute
beherrschen Begriffe wie Effizienzsteigerungen, Best Practice,
Synergieeffekte, Benchmarking, Internationalität etc. die tägliche Arbeit
einer Verwaltungschefin oder eines Verwaltungschefs an einer
Musikhochschule. Die neue Rollenverteilung stärkt die Zusammenarbeit
in den Rektoraten, schafft aber zugleich auch neue Konfliktlinien, die es
zu managen gilt; Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie es gelingt, die
unterschiedlichen Kompetenzen in der Aufgabenerfüllung zu bündeln.
Die Diskussion, die bereits vor mehr als zehn Jahren an Universitäten
begonnen hat 21 , ist mittlerweile auch an künstlerischen Hochschulen in
den Mittelpunkt strategischer Überlegungen getreten.
Entsprechend sehen Tagesordnungen einer Jahrestagung der RKM heute
deutlich anders aus als vor zwanzig Jahren. Die Umsetzung des Bologna-
Prozesses ist gegenwärtig sicherlich das alles beherrschende Thema. Den
Kanzlerinnen und Kanzlern kommt die Aufgabe zu, die Verwaltungsabläufe
in einem völlig neuen Studiensystem zu organisieren. Dabei liegt
die Herausforderung darin, einen deutlich höheren administrativen
Aufwand ohne personelle Verstärkung zu organisieren. Dieses erfordert
häufig eine zumindest teilweise Neuordnung der hochschulinternen
Infrastruktur.
Evaluation und Akkreditierung sind hierbei neue Instrumente eines
Qualitätsmanagements an Hochschulen. Ihre Implementierung dient der
Verbesserung der Lehre an einer Hochschule. Diese sind jedoch
kostenneutral in aller Regel nicht zu erreichen. Deshalb erfordert die
Erschließung neuer Finanzressourcen neue Marketingstrategien und den
Aufbau eines Fundraisingsystems durch die Rektorate und Präsidien.
Es ist naheliegend, dass vor diesem Hintergrund auch die Strukturen
einer Verwaltung an einer Musikhochschule neu gedacht werden müssen.
Der frühere Verwaltungsleiter, der sich z.T. noch persönlich um die
einzelnen Verwaltungsvorgänge gekümmert hat – von der Buchung von
21 Müller-Böling, D./Fedrowitz, J (1998): Leitungsstrukturen für autonome Hochschulen,
Verantwortung, Rechenschaft, Entscheidungsfähigkeit