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Die Kraft des Wassers<br />

Immendingen und einige Tage später<br />

tritt es im Aachtopf wieder aus dem<br />

Felsen aus. Die Quelle des Flüsschens<br />

Aach ist die größte Deutschlands und<br />

fördert in jeder Sekunde etwa 8.500<br />

Liter Wasser zutage – Donauwasser.<br />

Ein beträchtlicher Teil der Donau<br />

überwindet so jährlich die europäische<br />

Wasserscheide. Allerdings nimmt das<br />

Wasser nicht den Weg über die Höhen<br />

des Schwarzwalds, sondern fließt<br />

im verkarsteten Untergrund unter<br />

der topographischen Wasserscheide<br />

hindurch. Anstatt im Schwarzen Meer<br />

landet es so zunächst im Bodensee<br />

und gelangt von dort über den Rhein<br />

in die Nordsee.<br />

Donauversickerung nahe der<br />

Stadt Immendingen in Baden-<br />

Württemberg. © Drombalan/<br />

GFDL<br />

Naturwunder Pamukkale<br />

Höhlen, Dolinen, Erdfälle: Wasser schafft in Karstgebieten einzigartige Formen<br />

und Figuren. Doch auch das austretende Karstgrundwasser kann als Landschaftarchitekt<br />

tätig werden. Da es beim Durchströmen der Klüfte, Poren und Hohlräume<br />

im Kalkstein ständig Lösungsfracht aufnimmt, ist das Wasser, wenn es als<br />

Quelle an die Erdoberfläche sprudelt, mit Mineralen gesättigt.<br />

Weil es beim Verlassen des Gesteins druckentlastet wird und sich an der Luft<br />

gleichzeitig erwärmt, entweicht jedoch Kohlendioxid. Zusätzlich verstärkt wird<br />

der Effekt durch schnell fließendes Wasser, so dass sich die Kohlensäure verflüchtigt,<br />

wie bei einer Flasche Mineralwasser, die man schüttelt. Deshalb setzen sich<br />

die Minerale oft direkt beim Austreten aus dem Gestein wieder ab und bilden<br />

so genannte Quell- oder Süßwasserkalke. Dabei handelt es sich um ein bizarres,<br />

poröses Sediment, das auch als Kalktuff bezeichnet wird. Wachsen an der Quelle<br />

Wasserpflanzen oder Moose, entziehen diese dem Wasser noch zusätzlich CO 2 .<br />

Unter diesen Umständen setzt sich der Kalk wie „steinerner Raureif“ auf den<br />

Pflanzen ab und es entsteht poröser Kalktuff, der die organischen Teile langsam<br />

einhüllt. Da die Pflanzen Licht benötigen, versuchen sie über die Kalkkrusten<br />

hinauszustreben. So wächst der Kalktuff permanent in die Höhe. Dabei können<br />

sich in einem Bachlauf ganze Terrassentreppen oder spektakuläre „Steinerne<br />

Rinnen“ bilden. Am Wachsenden Fels in Usterling beispielsweise haben kalkhaltiges<br />

Wasser und Pflanzenbewuchs einen 40 Meter langen und fünf Meter hohen<br />

Damm aufgetürmt, auf dessen Kamm das Quellwasser entlangläuft. Das heutige<br />

Klima ist allerdings zu kalt, um die steinerne Rinne noch weiter wachsen zu lassen.<br />

Sie entstand kurz nach der letzten Eiszeit, als sich eine Warmphase mit höheren<br />

Temperaturen als heute anschloss.<br />

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