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Dünen und Co.<br />

Die größten Bodenumschichtungen und Lössanhäufungen hat der Wind<br />

aber in China bewirkt. Hier bedeckt der Flugstaub aus den Wüsten und Steppen<br />

Innerasiens gewaltige Flächen. Das entdeckte Ende des 19. Jahrhunderts auch<br />

Ferdinand von Richthofen, ein junger Geologe aus Schlesien. Wie viele seiner<br />

Kollegen war auch von Richthofen zunächst davon überzeugt, dass es sich bei<br />

den ihm bekannten Löss-Vorkommen, beispielsweise am Mittelrheingraben, um<br />

schlammige Ablagerungen von Flüssen handeln müsse. Als der Geologe aber<br />

nach China kam, stieß er hier auf Sedimentdicken in Größenordnungen, die er sich<br />

bis dahin nicht hatte vorstellen können. In der Nähe des Gelben Flusses (Huang<br />

He) gab es ganze Labyrinthe von Schluchten, die sich in ein mächtiges Lössplateau<br />

eingeschnitten hatten. Das konnte nicht der Fluss allein erzeugt haben,<br />

erkannte von Richthofen. Aufgrund seiner Beobachtungen in den Wüsten Gobi<br />

oder Taklamakan sowie im südlich angrenzenden Kunlun-Gebirge und auf dem<br />

Tibet-Plateau kam der Forscher schließlich zu der Erkenntnis, dass der Löss nicht<br />

durch Flüsse, sondern durch Wind abgelagert worden sein musste. Nur so hatten<br />

sich derartige Mengen des ockerfarbenen Staubs ansammeln können.<br />

Heute weiß man: Das chinesische Lössplateau am Gelben Fluss ist eines der<br />

mächtigsten zusammenhängenden Lössvorkommen der Welt – mit einer Fläche<br />

von 450.000 Quadratkilometern ist es größer als Deutschland. In den chinesischen<br />

Provinzen Henan, Shanxi und Gansu erreichen die Löss-Schichten bis zu 400 Meter<br />

Dicke - sie sind damit die mächtigsten der Erde.<br />

Treibsand: wenn Sand zur Falle wird<br />

Sand kann vom Wind nicht nur verweht<br />

werden oder Dünen auftürmen, er<br />

kann auch zur gefährlichen Falle<br />

werden und Menschen, Autos oder<br />

gar Häuser zumindest teilweise<br />

verschlingen. Treibsand heißt dieses<br />

seltene Phänomen, das typischerweise<br />

bei feuchtem Sand auftritt. Ist<br />

dieser Sand bis zu einem bestimmten<br />

Grad mit Wasser gesättigt, dann kann<br />

das Sand-Wasser-Gemisch schnell<br />

zwischen den Eigenschaften einer Flüssigkeit<br />

und denen eines Festkörpers<br />

wechseln. Schon eine kleine Erschütterung<br />

– durch ein Erdbeben oder eine<br />

unvorsichtige Überquerung – reicht<br />

dann aus, um den Wechsel auszulösen.<br />

Denn im Treibsand sind die Sandkörner<br />

nur locker gepackt, zwischen ihnen<br />

befinden sich relativ breite, wassergefüllte<br />

Hohlräume. Durch die Erschütte-<br />

Lösslandschaft nahe der Stadt<br />

Hunyuan in der Shanxi-Provinz,<br />

China. © Till Niermann/GFDL<br />

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