bok%3A978-3-642-01313-3
bok%3A978-3-642-01313-3
bok%3A978-3-642-01313-3
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
Auf der Reise zum Mittelpunkt der Erde<br />
Zähfließend, aber trotzdem fest –<br />
der Erdmantel<br />
Der Erdmantel ist die mittlere und<br />
gleichzeitig dickste Schicht des Erdinneren:<br />
82 Prozent des Gesamtvolumens<br />
der Erde nimmt er ein. Der<br />
Erdmantel reicht von knapp unter<br />
der Erdoberfläche an den mittelozeanischen<br />
Rücken bis in eine Tiefe<br />
von 2.890 Kilometern, der Grenze<br />
des äußeren Erdkerns. Während<br />
die Erdkruste vorwiegend aus Silizium-<br />
und Aluminiumverbindungen<br />
besteht, hat im Erdmantel zwar auch<br />
das Siliziumdioxid (SiO 2 ) den größten<br />
Anteil, dann aber folgen Magnesium-,<br />
Kalzium- und Eisenverbindungen.<br />
Kontinentale<br />
Schelfsedimente<br />
Der oberste Bereich des Erdmantels ist fest, er bildet mit der Erdkruste die<br />
harte Schale der Erde, die Lithosphäre. Darunter, meist zwischen 30 und 100 Kilometern<br />
Tiefe, beginnt die Asthenosphäre. Sie ist benannt nach dem griechischen<br />
Wort asthenos (weich). Sie umfasst den oberen Bereich des Erdmantels bis in eine<br />
Tiefe von rund 200 Kilometern. In Messungen mit Erdbebenwellen wirkt dieser<br />
Mantelbereich wie eine gigantische Bremse: Die Sekundärwellen kommen hier<br />
kaum vorwärts, werden zum großen Teil absorbiert.<br />
Aber warum? Die Erklärung liegt in der großen Besonderheit des Erdmantels:<br />
Denn die Temperaturen reichen in ihm von mehreren hundert Grad Celsius<br />
an der Grenze zur Erdkruste bis zu mehr als 3.500 °C am Übergang zum Erdkern.<br />
Doch trotz dieser enormen Hitze besonders in den größeren Tiefen ist der Mantel<br />
keineswegs flüssig. Stattdessen sorgt der hohe Druck dafür, dass die Gesteine<br />
einen Zwischenzustand einnehmen: Sie sind zwar fest, aber plastisch und verformbar.<br />
Sogar langsames Fließen ist in diesem Zustand möglich. Und genau dieses<br />
Fließen und Strömen ist der Motor für einige der prägendsten Prozesse der<br />
Erde. Ohne diese so genannte Mantelkonvektion gäbe es weder Erdbeben noch<br />
Vulkane, und auch viele Inseln wie Hawaii existierten nicht.<br />
km<br />
Kontinentale<br />
Kruste<br />
Lithosphäre<br />
Asthenosphäre<br />
Kontinentale<br />
Schelfsedimente<br />
Ozeanische<br />
Kruste<br />
Mohorovičić-Diskontinuität<br />
Grenze Erdkruste/Erdmantel<br />
Erdkruste<br />
Erdmantel<br />
Die Kruste und der feste Teil des<br />
Erdmantels bilden zusammen<br />
die Lithosphäre. Die kontinentale<br />
Kruste ist deutlich mächtiger<br />
als die ozeanische, dafür aber<br />
weniger dicht. © MMCD NEW<br />
MEDIA<br />
Typisches Gestein der ozeanischen<br />
Kruste: Basalt, hier als<br />
Säulen auf der schottischen Insel<br />
Staffa. © Hartmut Josi Bennöhr/<br />
GFDL<br />
Eine Konvektion tritt immer dann auf, wenn ein fließendes Material von unten<br />
her erhitzt wird – beispielsweise auch bei einem Topf mit Wasser auf einer heißen<br />
Herdplatte: Am Boden des Topfes sind die Temperaturen am größten. Das Wasser<br />
erwärmt sich dort, dehnt sich aus und steigt nach oben. Dort, an der Wasseroberfläche<br />
sind die Temperaturen am niedrigsten. Das Wasser kühlt hier wieder ab und<br />
sinkt erneut nach unten, in Richtung Topfboden. Im Erdmantel läuft der Prozess im<br />
Prinzip genauso ab: Ausgelöst durch die Hitze im unteren Erdmantel steigt heißes<br />
Magma nach oben. An einigen Stellen, den mittelozeanischen Rücken, gelangt<br />
45