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Die gefleckte Kartoffel<br />

schichten herausgebildet. Die höhere Dichte von Eisenerz etwa bewirkt eine stärkere<br />

Gravitation als die weniger dichten Kalksteinablagerungen. Daraus ergeben<br />

sich Kräfteunterschiede an der Oberfläche, die zu lokalen und regionalen Schwereabweichungen<br />

führen.<br />

Diese Abweichungen sind für uns nicht spürbar oder sichtbar, können aber<br />

mit Instrumenten gemessen werden. In ein Modell übertragen, lassen sich diese<br />

Unterschiede als Erhebungen und Dellen in einem mathematisch idealen Erdellipsoid<br />

darstellen. Diese Abbildungsform ist als „Potsdamer Kartoffel“ bekannt<br />

geworden, da ein am Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) berechnetes<br />

Modell dafür die Grundlage bildet. Bis zu 85 Meter ragen dabei die Stellen hoher<br />

Schwerkraft aus der Oberfläche heraus, 110 Meter tief sind Orte geringerer<br />

Schwerkraft eingesenkt.<br />

Je besser die Auflösung der Instrumente wird und je feinere Messungen<br />

durchgeführt werden können, desto mehr Beulen und Dellen wird in Zukunft das<br />

Geoid bekommen: die Falten von kleinsten Luftdruckveränderungen der Atmosphäre,<br />

großräumige Dellen, wo tropischer Regen die Kontinente belastet, Beulen<br />

von Vulkanausbrüchen und Erdbeben, die großen Wülste der Gebirge und die<br />

Wellen in der Erdkruste durch die Anziehungskraft des Mondes.<br />

Aber die unterschiedlichen Gesteine und Krustendicken beeinflussen nicht<br />

nur die Schwerkraft, sondern auch den Magnetismus. Zwar sitzt der große Geodynamo<br />

tief im Erdinneren, wo er durch die Wechselwirkung von flüssigem und<br />

festem Erdkern das irdische Magnetfeld erzeugt. Doch auch die Lithosphäre und<br />

ihre Gesteine können magnetische Eigenschaften besitzen und so das Magnetfeld<br />

beeinflussen. Messungen von Satelliten wie dem Magsat der NASA oder Champ<br />

vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) enthüllen immer wieder Stellen in<br />

der Erdkruste, die starke magnetische<br />

Signale abgeben. In Karten dieses<br />

Magnetismus gleicht die Erde daher<br />

einem bunt gescheckten Körper.<br />

Satellit GRACE über der Erde<br />

(Computersimulation).<br />

© Deutsches GeoForschungs-<br />

Zentrum (GFZ)<br />

Diese Karte zeigt Orte mit positiven<br />

(gelb-rot) und negativen<br />

(blau) Werten des Lithosphärenmagnetismus.<br />

© NASA/GSFC/<br />

Terence Sabaka<br />

Einer dieser „Flecken“, die so<br />

genannte Kursker Magnet-Anomalie,<br />

liegt im Westen Russlands. Hier sind<br />

es große Vorkommen von Bändererz,<br />

einem eisenhaltigen und daher<br />

magnetischen Gestein, die die Abweichungen<br />

hervorrufen. Auch in Island<br />

entdeckten die Satelliten ungewöhnliche<br />

magnetische Aktivität. Hier sind<br />

es eisenhaltige Basalte, die das Signal<br />

hervorrufen.<br />

-30 - 25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30<br />

Magnetische Flussdichte in NanoTesla (nT)<br />

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