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Plattentektonik<br />

Geburtsstätten der Erdkruste – das Seafloor-Spreading<br />

An windstillen Tagen täuscht die glatte Wasseroberfläche über die gewaltigen<br />

Prozesse hinweg, die sich auf dem Grund des Atlantischen Ozeans abspielen. Am<br />

Mittelatlantischen Rücken befinden sich Spalten in der festen, äußeren Erdkruste,<br />

der Lithosphäre. Heißes Magma dringt hier aus etwa drei bis sechs Kilometer tieferliegenden<br />

Magmenkammern entlang von Aufstiegskanälen nach oben – bis auf<br />

den Grund des Ozeans. Abrupt wird das glühende Magma in dem kalten Wasser<br />

der Tiefsee abgekühlt und erstarrt zu festem Gestein. Der obersten Schicht sieht<br />

man die extremen Bedingungen seiner Bildung an. Die dicke, kopfkissenförmige<br />

Oberfläche dieser Pillow-Lava dokumentiert die schlagartige Abkühlung der<br />

aufsteigenden Magmablase.<br />

Beim Erkalten lagert sich das Magma an die Ränder der beiden ozeanischen<br />

Platten an und schiebt diese immer weiter auseinander. Auf diese Weise wird<br />

neuer Meeresboden gebildet und der Ozean wächst. Dieser<br />

Vorgang wird Seafloor-Spreading genannt. Seine Geschwindigkeit<br />

ist nicht an jeder Spreizungszone identisch. Am<br />

Ostpazifischen Rücken beispielsweise ist sie am größten –<br />

hier rücken die beiden Platten pro Jahr ganze zwölf Zentimeter<br />

auseinander. Am geringsten ist die Geschwindigkeit<br />

mit zwei Zentimetern am Mittelatlantischen Rücken.<br />

Dementsprechend rücken auch Europa und Nordamerika<br />

pro Jahr zwei Zentimeter auseinander, denn die leichteren<br />

Kontinentalplatten werden bei dieser Bewegung mitgeschleppt.<br />

Arabische<br />

Platte<br />

In Ostafrika entfernen sich gleich<br />

drei Platten voneinander. Die<br />

tektonische Aktivität wird durch<br />

die vielen Vulkane entlang der<br />

Plattengrenzen sichtbar.<br />

© MMCD NEW MEDIA<br />

Eurasische<br />

Platte<br />

Rotes Meer<br />

Das Auseinandergleiten zweier Platten tritt auch auf<br />

dem Festland auf. Das Ostafrikanische Grabensystem etwa<br />

liegt zwischen der Afrikanischen und der Somalischen<br />

Platte, die sich auseinander bewegen. Möglicherweise wird<br />

hier in einigen Millionen Jahren ebenfalls ein neuer Ozean<br />

entstanden sein – auch Nordamerika und Europa gehörten<br />

einmal zu derselben Landmasse. Das Rote Meer stellt heute<br />

ein Zwischenstadium zwischen dem Ostafrikanischen<br />

Graben und dem Atlantik dar: Hier entfernen sich die Afrikanische<br />

und die Arabische Platte voneinander, während der<br />

Ostafrikanische Graben durch das Auseinanderdriften einer<br />

innerafrikanischen Plattengrenze entsteht. Der schmale<br />

Ozean hat sich – zumindest nach erdgeschichtlichen Dimensionen<br />

– gerade erst gebildet und wird sich wahrscheinlich<br />

noch erweitern.<br />

Afrikanische<br />

Platte<br />

(Nubischer Teil)<br />

Afar<br />

Dreieck<br />

Golf von Aden<br />

Afrikanische<br />

Platte<br />

(Somalischer Teil)<br />

Dass die Vorgänge an den mittelozeanischen Rücken<br />

für das Auseinanderdriften von Kontinenten verantwortlich<br />

sind, wurde erst in den 1960er Jahren durch Altersbestim-<br />

Bewegungsrichtung der Platten<br />

Ostafrikanische Grabenzone<br />

Vulkane<br />

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