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Die Kraft des Meeres<br />

Die gewaltigen Bergstürze sorgen dafür, dass die Leitungen<br />

hin und wieder reißen und ersetzt werden müssen. Eine<br />

der weltweit größten Hangrutschungen fand vor einigen<br />

tausend Jahren im Storegga-Canyon am norwegischen<br />

Kontinentalrand statt. Instabile Gashydrate im Boden<br />

brachten Schutt und Geröll vom hundertfachen Volumen<br />

des Bodensees ins Rutschen und lösten damals einen gewaltigen<br />

Tsunami aus.<br />

Bathymetrische Karte des Kontinentalabhangs<br />

vor der Ostküste<br />

Nordamerikas. Die Tiefen reichen<br />

von 200 Metern (rot) bis<br />

3.500 Metern (violett).<br />

© USGS/NOAA Ocean Explorer<br />

Die Kontinentalränder sind<br />

der Lebensraum von Kaltwasserkorallen,<br />

wie hier der roten<br />

Weichkoralle (links) und Lophelia<br />

pertusa, der wichtigsten<br />

riffbildenden Kaltwasserkoralle<br />

(rechts). © NOAA<br />

Aber nicht nur Lawinen, auch Canyons gibt es hier, an<br />

den Kontinentalrändern sind Schluchten von mehr als 1.000<br />

Meter Tiefe keine Seltenheit. Ebenso wie ihre Ebenbilder an<br />

Land gibt es sie in zahlreichen Varianten, mal schmal, mal<br />

breit, mal schnurgerade, mal mäandrierend. Als eine Art „Rutschbahn“ transportieren<br />

sie Sedimente vom Schelf über den Kontinentalabhang in die Tiefsee. Einige<br />

dieser riesigen Unterwasser-Canyons entstanden vermutlich als ganz normale<br />

Flusstäler zu Zeiten niedrigerer Meeresspiegel. So setzt sich beispielsweise das<br />

Flussbett der Themse direkt unterhalb der Wasseroberfläche als submariner<br />

Canyon in die Tiefe fort. Kleine Erdbeben oder spontane Rutschungen wirbeln<br />

in dieser Meeresregion die obersten Bodenschichten auf und lassen diese dann<br />

immer wieder wie eine Lawine in die Tiefe gleiten. Dadurch gräbt sich im Laufe der<br />

Zeit ein Canyon in den Meeresgrund.<br />

Die in den Canyons bergab stürzenden Sedimente können dabei Geschwindigkeiten<br />

von bis zu 100 Stundenkilometern erreichen. Wie eine Art großer Staubsauger<br />

reißen sie alle Hindernisse und vor allem totes organisches Material mit<br />

sich in die Tiefe. Diese so genannten Turbiditströme graben im wahrsten Sinne des<br />

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