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Bergbaulandschaften<br />

damit die Landschaft großflächig abgetragen werden. Beispiel Tagebau Hambach<br />

in Nordrhein-Westfalen. Zwischen Elsdorf, Niederzier und dem Forschungszentrum<br />

Jülich gelegen, ist dies zurzeit Deutschlands größter Tagebau. Fast 400 Meter<br />

in die Erde haben sich die gewaltigen Maschinen hier bereits vorgefressen. Kein<br />

Wunder, denn dort arbeiten die größten Bagger der Welt: 240 Meter lang, 96 Meter<br />

hoch und 13.500 Tonnen schwer. Sie bauen täglich 240.000 Tonnen Kohle oder<br />

Gestein ab. Zum Vergleich: Damit könnte ein normales Fußballstadion 30 Meter<br />

hoch zugeschüttet werden. Unvorstellbar ist aber auch der Abraum in Hambach.<br />

Fast 300 Millionen Tonnen davon fallen im Jahresverlauf an. Ein großer Teil wird<br />

anschließend in einem bereits „abgeernteten“ Bereich des Tagesbaus eingelagert.<br />

Auswirkungen hat der Tagebau aber nicht nur auf die Betriebsfläche selbst,<br />

sondern auch auf benachbarte Regionen. Denn da die Braunkohle meist deutlich<br />

unter dem Grundwasserspiegel liegt, muss das Grundwasser ständig abgepumpt<br />

werden. Die Folge: Quellen in der Nachbarschaft versiegen, Orte und Landschaften<br />

sacken ab, Bergschäden. Während in Deutschland nur Braunkohle in<br />

offenen Gruben gefördert wird, sieht das beispielsweise in den USA aufgrund der<br />

dort herrschenden geologischen Bedingungen ganz anders aus. Im Nordosten<br />

des Bundesstaats Wyoming, im Powder River Basin, befinden sich beispielsweise<br />

besonders ergiebige Steinkohle-Vorkommen nahe der Oberfläche. Die gewaltigen<br />

Kohlenflöze sind zum Teil mehr als 50 Meter dick und bis zu 66 Millionen<br />

Jahre alt. Der Kohleabbau erfolgt dort meist im Tagebau. Eine der größten Kohleminen<br />

in Wyoming ist der „Peabody Energy’s North Antelope Rochelle“-Komplex,<br />

der sogar von der International Space Station (ISS) problemlos zu sehen ist. Die<br />

Steinkohlenflöze erkennt man als dünne schwarze Linien in den offenen Minen.<br />

Bis zu mehrere hundert Meter<br />

tiefe Abbaukrater entstehen<br />

beim Abbau der Massenkalke im<br />

Rheinischen Schiefergebirge, wie<br />

hier bei Wuppertal.<br />

© Harald Frater<br />

Berge und Seen aus der Retorte<br />

Doch was passiert eigentlich nach<br />

dem Ende des Bergbaus mit den vielen<br />

entstandenen Löchern? Oder mit den<br />

riesigen Mengen an wertlosem und<br />

störendem Abraum? Eine Antwort<br />

auf diese Fragen gibt beispielsweise<br />

ein Blick auf die rund sechs Kilometer<br />

östlich der Kleinstadt Jülich gelegene<br />

Sophienhöhe. Sie gilt als größter<br />

künstlicher Berg der Erde, als überdimensionaler<br />

Blickfang in der flachen<br />

Bördelandschaft, aber auch als Sinnbild<br />

des Braunkohlenabbaus. Denn<br />

entstanden ist sie eigentlich durch<br />

„Müll“. Hier wurden bisher mindestens<br />

zehn Kubikkilometer Abraum<br />

aus dem nahe gelegenen Tagebau<br />

Hambach abgekippt, aufgeschichtet<br />

und verdichtet. Angeliefert haben das<br />

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