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Gletscher<br />

ein Felsabbruch, ein Erdbeben oder eine Sturzflut aus, um die Seen „explodieren“<br />

zu lassen und eine verheerende Flutwelle auszulösen. Bisher traten solche Naturkatastrophen<br />

nur selten auf, bald jedoch könnten sie zur Normalität gehören. Denn<br />

viele Gletscherseen weltweit schwellen wegen des Klimawandels immer weiter<br />

an. Das Schmelzwasser der schrumpfenden weißen Riesen füllt sie auf und erhöht<br />

den Druck auf ihre natürlichen Dämme. Bei einer Bestandsaufnahme im Himalaja<br />

haben Forscher allein in den beiden Staaten Nepal und Bhutan über 5.000 solcher<br />

Gewässer entdeckt – 44 davon könnten bereits in nächster Zeit ausbrechen. Der<br />

gefährlichste von ihnen ist der Tsho Rolpa in Nepal. In den letzten 50 Jahren ist er<br />

auf das Sechsfache seiner ursprünglichen Größe angewachsen und droht nun den<br />

Damm zu sprengen. Um die Bevölkerung in den tiefer gelegenen Tälern besser vor<br />

einer drohenden Flutwelle zu schützen, haben Forscher am Tsho Rolpa mittlerweile<br />

ein Frühwarnsystem installiert. Mithilfe eines Kanals konnte der Seespiegel<br />

zudem um mehrere Meter gesenkt werden.<br />

Kalben im Megamaßstab – Küstengletscher<br />

Küsten- oder „Outlet“-Gletscher haben im Vergleich zu den Berggletschern ein<br />

spektakuläreres Ende. Ihre Gletscherzungen schmelzen nicht in den Bergtälern ab,<br />

sondern sie stürzen als riesige Eismassen in den Ozean: Der Gletscher „kalbt“ und<br />

ein Eisberg entsteht. Bei den antarktischen und grönländischen Gletschern sind<br />

Eisabbrüche in der Größe eines Mehrfamilienhauses keine Seltenheit. Einer der<br />

größten gesichteten antarktischen Tafeleisberge hatte eine Länge von 180 Kilometern<br />

und eine Höhe von 200 Metern.<br />

Linke Seite: Gletscher unterhalb<br />

des Fitz Roy im Nationalpark<br />

Los Glaciares in den argentinischen<br />

Anden. © Harald Frater<br />

Kalbungsfront eines Gletschers<br />

im Bereich der antarktischen<br />

Halbinsel. © Harald Frater<br />

Kalbt ein Gletscher, verliert er nicht nur einen großen<br />

Teil seiner Eismasse, er setzt auch große Wassermengen frei.<br />

Solange Wasser gefroren ist, nimmt es nicht am globalen<br />

Wasserkreislauf teil – es ist für Austauschprozesse blockiert.<br />

Erst wenn ein Eisberg oder Gletscher schmilzt, gelangen die<br />

Wasserteilchen wieder in den Kreislauf zurück. Die Zeit, die<br />

ein Wasserteilchen im Gletscher verweilt, liegt im Mittel bei<br />

10.000 Jahren, ist aber je nach klimatischen Verhältnissen<br />

und Eismassen unterschiedlich. Das gefrorene Wasser eines<br />

Alpengletschers verbleibt beispielsweise „nur“ 100 Jahre im<br />

Gletscher, bevor es verdunstet oder abfließt. Das Eis Grönlands<br />

hingegen hat an manchen Stellen ein Alter von über<br />

100.000 Jahren, und bis dieses Eis wieder zu Wasser wird,<br />

kann es noch sehr lange dauern.<br />

Die immer wieder an die Gletscherfront schlagenden<br />

Wellen, sind die Hauptursache für das Kalben. In der Höhe<br />

des Wasserspiegels höhlen sie den Gletscher aus. Dem überlagernden<br />

Eis fehlt das Widerlager und es bricht in das Meer.<br />

Auch die Kräfte der Gezeiten und Strömungen nagen am Eis<br />

und lassen Spalten entstehen, an denen die Gletscherteile<br />

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