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Gletscher<br />

zum bekannten blau schimmernden Gletschereis. Die Umwandlung vom Schnee<br />

zum Gletschereis geschieht beispielsweise in den Alpen innerhalb weniger Jahre.<br />

In Nordwestgrönland dagegen dauert der gleiche Prozess wegen der extrem<br />

kalten Temperaturen und der geringen Luftfeuchtigkeit erheblich länger – bis zu<br />

100 Jahre.<br />

Hat ein Gletscher durch andauernde Schneefälle kräftig an Masse zugelegt,<br />

üben die Eismassen einen gewaltigen Druck auf seine Unterseite aus – der Gletscher<br />

beginnt zu fließen. Da sich das Eis ähnlich einem Förderband in seinem<br />

Inneren bewegt, wird den vorpreschenden Gletscherzungen immer neues Material<br />

zugeführt und sie erobern immer mehr Festland – egal ob als Gebirgs- und<br />

Talgletscher oder als mächtige Inlandeisschilde in der Antarktis oder auf Grönland.<br />

Das Innere der einzelnen Gletschereiskörner kann man sich dabei wie einen<br />

Kartenstapel vorstellen, der sich bei Druck zu verschieben beginnt. Forscher sprechen<br />

in diesem Fall von laminarem Gleiten. Die Summe vieler dieser kleinen Blättchen<br />

ermöglicht dann das Fließen des Eispanzers. Die Gletscherwanderung verlief<br />

je nach Relief und Klimaverhältnissen unterschiedlich schnell. Besonders „rasant“<br />

bewegten sich die Eismassen dann, wenn der Untergrund eben war und die Gletscher<br />

wenig Sand, Gestein oder Geröll aufnahmen. Größere Wassermengen, die<br />

sich unter dem Gletscher sammelten, erhöhten das Tempo weiter.<br />

Der Druck des aufliegenden Eises<br />

komprimiert das Eis immer mehr.<br />

Deutlich sind hier am Skaftafell<br />

in Südisland die einzelnen Eisschichten<br />

zu erkennen.<br />

© Andreas Tille/GFDL<br />

Warum Gletscher auch als „Weiße Riesen“ gelten, wird deutlich, wenn man<br />

sich beispielsweise die Eismächtigkeit von aktuellen Talgletschern in den Alpen<br />

näher anschaut. So beträgt sie beim Gorner-Gletscher erstaunliche 450 Meter und<br />

beim Aletsch-Gletscher sogar 800 Meter. Beeindruckend sind auch die Flächen,<br />

die viele Gletscher einnehmen. So ist der erst 1956 entdeckte Lambert-Gletscher<br />

in der Antarktis über 400 Kilometer lang und bedeckt ein Gebiet von knapp einer<br />

Million Quadratkilometern. Er gilt deshalb als längster und größter Gletscher der<br />

Erde.<br />

Der größte und längste Gletscher<br />

der Alpen: der Aletsch-Gletscher.<br />

© Tobias Alt/GFDL<br />

Gletscherseen – tickende<br />

Zeitbomben?<br />

Sie sind eiskalt, milchig-trüb und oft<br />

mit Millionen Litern an Schmelzwasser<br />

gefüllt: Gletscherseen gehören zu<br />

den auffälligsten und imposantesten<br />

Naturphänomenen in den Hochgebirgen<br />

– und zukünftig vielleicht auch<br />

zu den gefährlichsten. Denn wenn<br />

ihre natürlichen Dämme aus Gesteinsschutt<br />

oder Eis bersten, stürzen gewaltige<br />

Mengen an Wasser zu Tal und<br />

bringen Tod und Zerstörung in die<br />

tiefer gelegenen, bewohnten Regionen.<br />

Oft reicht schon eine Eislawine,<br />

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