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Von Menschenhand<br />

Prozent der Erdoberfläche und bargen dabei rund die Hälfte aller weltweiten<br />

Wälder. Mehr als die Hälfte hat der Mensch bereits zerstört. Auch heute noch<br />

werden rund 200.000 Quadratkilometer Wald pro Jahr verbrannt – dabei wird mehr<br />

Kohlendioxid freigesetzt, als beim Verbrauch aller fossilen Brennstoffe zusammen.<br />

Die Erträge auf den brandgerodeten Böden sind jedoch nur in den ersten Jahren<br />

gut. Denn sie gelten nicht zu Unrecht als ausgesprochen nährstoffarm. Die üppige<br />

Vegetation des Regenwaldes erhält sich durch einen schnellen Nährstoffkreislauf<br />

mehr oder weniger aus sich selbst. Die Böden liefern dabei nur einen geringen<br />

Anteil. Sobald die fruchtbare Asche nach dem Abbrennen der Wälder aufgebraucht<br />

ist, sinken die Ernten rapide. Vor einer Brandrodung werden meistens die<br />

tropischen Edelhölzer geschlagen, die vor allem in die Industrienationen exportiert<br />

werden, die ihre eigenen Wälder schonen wollen. Aber nur etwa jeder 500.<br />

Baum eignet sich zu diesem Zweck – die anderen werden, wenn überhaupt,<br />

zerhäckselt und zu Papier verarbeitet.<br />

Regenwaldzerstörung in der<br />

Amazonasregion in Westbrasilien<br />

(Stand 2009).<br />

© NASA/MODIS<br />

Wie sehr die Landwirtschaft die Landschaft in der Amazonasregion verändert,<br />

zeigt das Beispiel Pantanal. Das größte Süßwasser-Feuchtgebiet der Erde<br />

liegt inmitten des südamerikanischen Kontinents im Dreiländereck Brasilien, Paraguay,<br />

Bolivien und gehört längst zum Unesco-Weltnaturerbe. „Im Einzugsgebiet<br />

des Pantanals werden immer mehr Soja und Ethanol für die Märkte in Europa und<br />

Nordamerika produziert – auf Kosten unserer einzigartigen Natur“, beschreibt<br />

Adalberto Eberhard, Gründer der brasilianischen Naturschutzorganisation Ecotropica<br />

im Januar 2007 die Situation vor Ort. So weit das Auge reicht, überziehen<br />

heute Plantagen die hochgelegenen Regionen, die so genannten Cerrados. Dafür<br />

wurde der dort natürlich wachsende Wald in großem Maßstab abgeholzt. Der<br />

Grundbesitz in den brasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso<br />

do Sul, zu denen auch große Teile des Pantanals gehören, ist zudem mittlerweile<br />

in der Hand von wenigen Großgrundbesitzern, die die früher dort beheimateten<br />

Kleinbauern verdrängt haben. „Traditionelle Pantanal-Erzeugnisse wie Rinder oder<br />

Fisch sind heute auf dem Markt nicht mehr konkurrenzfähig.<br />

Die Farmer und Viehzüchter verkaufen deshalb ihr Land an außenstehende<br />

Unternehmer mit der Folge, dass großflächig betriebene Landwirtschaft Einzug<br />

in die Hochländer rund um das Pantanal hält. In den meisten Fällen wissen diese<br />

Newcomer nicht, wie man das Land auf nachhaltige, umweltschonende Weise<br />

bewirtschaftet“, beschreibt der Direktor der Pantanal Regional Environment<br />

Programme der United Nations University (UNU) Paulo Teixeira de Sousa, den<br />

Strukturwandel in der Region. Nicht zuletzt durch die stark steigende Produktion<br />

im Mato Grosso hat Brasilien mittlerweile längst die USA als weltgrößter Exporteur<br />

von Sojabohnen überholt. Weit über 50 Millionen Tonnen wirft das größte Land<br />

Südamerikas jährlich auf den Weltmarkt. Ein Teil des geernteten Sojas und des aus<br />

dem Zuckerrohr gewonnenen Ethanols wird in Brasilien selbst verbraucht. Doch<br />

der größte Batzen ist für den Export nach Europa und Nordamerika bestimmt.<br />

Dort dient Alkohol dazu, den steigenden Hunger nach umweltfreundlichem Biotreibstoff<br />

zu befriedigen.<br />

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