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Von Menschenhand<br />

Ein künstlicher Hügel: die Sophienhöhe<br />

am Tagebau Hambach.<br />

© Joern Brach/GFDL<br />

schwimmen, surfen, segeln. Zahlreiche Wander- und Radwege liegen heute dort,<br />

wo sich vor dem Braunkohlenabbau Orte wie Langendorf, Lürken oder Obermerz<br />

befanden. Doch Zukunft-West ist nur einer von vielen Tagebauen in Deutschland,<br />

auf denen am Reißbrett entworfene neue, künstliche Landschaften entstanden<br />

sind. Weiter gehören dazu die Brühler Seenplatte oder das immer weiter wachsende<br />

Leipziger Neuseenland. Ein wahrscheinlich noch spektakuläreres Projekt<br />

soll am Tagebau Hambach in Nordrhein-Westfalen entstehen. Noch bis zum Jahr<br />

2040 gilt dort die Genehmigung zum Braunkohlenabbau. Danach soll auf dem<br />

geplünderten Gelände ein See der Superlative entstehen: mehr als 4.200 Hektar<br />

groß, 400 Meter tief und mit 3,6 Milliarden Kubikmeter Wasser gefüllt. Das künstliche<br />

Gewässer würde die TopTen der größten deutschen Seen ordentlich durcheinanderbringen<br />

und Platz 2 nach dem Bodensee belegen. Der tiefste See hierzulande<br />

wäre er ohnehin – wenn er bis 2100 tatsächlich realisiert wird.<br />

Krater aus dem Nichts – gefährliche Tagesbrüche<br />

Menschengemachte Seen, Naherholungsgebiete aus der Retorte, neue grüne<br />

Berge, künstlerisch angehauchte Landmarken: Der Bergbau verändert die Landschaften<br />

und kann sie nach der Rekultivierung manchmal sogar bereichern. Immer<br />

wieder aber zeigt er auch noch Jahrzehnte nach dem Ende der Kohleförderung<br />

seine dunkle Seite. Denn urplötzlich und wie von Geisterhand tun sich manchmal<br />

Löcher auf, Gartenstühle, Planschbecken, manchmal sogar ganze Gebäude<br />

verschwinden in der Tiefe. Zurück bleiben geschockte und ratlose Anwohner: So<br />

genannte Tagesbrüche haben im Ruhrgebiet und im Siegerland eine lange Tradition.<br />

Mehr als 50 dieser Phänomene ereignen sich in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich<br />

pro Jahr – Dunkelziffer unbekannt. Der vielleicht bekannteste Tagesbruch<br />

überhaupt brachte Anfang Januar 2000 das Bochumer Stadtviertel Wattenscheid-Höntrop<br />

in die Schlagzeilen. Mehrere Garagen samt Autos wurden dort<br />

damals ohne Vorwarnung von zwei wie aus dem Nichts entstandenen 15 Meter<br />

tiefen Kratern verschluckt. Ursache für das so genannte Höntroper Loch: Vermutlich<br />

der Einsturz von tiefer gelegenen Teilen des Schachts der stillgelegten Zeche<br />

„Vereinigte Maria Anna & Steinbank“. Auf den ersten Blick weniger dramatisch ging<br />

es im Sommer 2004 in einem Wohnviertel in Mülheim an der Ruhr zu. Anwohner<br />

der Mühlenstraße registrierten dort eine fast harmlos und unscheinbar wirkende<br />

„Delle“ vor einem Grundstück. Doch im Untergrund lauerte eine enorme Gefahr.<br />

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