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Eine Reise über den Meeresgrund<br />

Schwarze Raucher – Schornsteine am Meeresgrund<br />

Die Luke schließt sich und langsam beginnt das Tauchboot<br />

Alvin zu sinken. 100 Meter, 500 Meter, 1.000<br />

Meter – das Licht wird immer schwächer, es wird kalt.<br />

2.000 Meter, 2.500 Meter unter der Meeresoberfläche:<br />

In dieser Tiefe ist auch das letzte bisschen Licht<br />

verschwunden, es herrscht absolute Dunkelheit.<br />

250 Kilogramm lasten jetzt auf jedem Quadratzentimeter<br />

der Außenhaut des Tauchboots, die Wassertemperatur<br />

liegt bei ungemütlichen 2 °C. Durch ein Bullauge betrachtet,<br />

erscheint der Meeresboden in dieser Tiefe öde und leer.<br />

Eintönig erstreckt er sich im Licht der starken Unterwasserscheinwerfer.<br />

Doch plötzlich ändert sich das Bild dramatisch:<br />

Ein Rücken zerklüfteter Gesteinsformationen türmt sich auf,<br />

die Wassertemperatur schnellt in die Höhe und Turbulenzen<br />

lassen das Tauchboot schwanken. Aus zahlreichen Schloten<br />

scheint dunkler Rauch in die Höhe zu steigen und am Fuß<br />

dieser Schlote wimmelt es von Leben – eine Fata Morgana?<br />

Nicht ganz.<br />

TAG-Feld am Mittelatlantischen Rücken, sind so groß wie<br />

ein Fußballfeld. In ihm liegt auch einer der höchsten bisher<br />

entdeckten Schwarzen Raucher, sein Schlot ragt knapp 50<br />

Meter auf und hat einen Durchmesser von gut 180 Metern.<br />

Solche Riesen tragen inzwischen meist mehr oder weniger<br />

fantasievolle Namen wie „Godzilla“, „Eiffelturm“, „Lucky<br />

Strike“ oder auch „Schlangengrube“.<br />

Das aus den Schwarzen Rauchern ausströmende<br />

heiße Wasser ist nach Schätzungen von Wissenschaftlern<br />

für 34 Prozent des gesamten Wärmezustroms der Weltmeere<br />

verantwortlich. Die Forscher vermuten zudem, dass<br />

alle sechs bis acht Millionen Jahre das gesamte Wasser der<br />

Weltmeere durch diese hydrothermale Zirkulation einmal<br />

komplett umgewälzt wird.<br />

Schwarzer Raucher am Mittelatlantischen Rücken.<br />

© P. Rona/OAR/National Undersea Research<br />

Program (NURP)/NOAA<br />

Geologen an Bord des Forschungs-U-Boots Alvin waren<br />

die ersten, die 1977 am Meeresgrund vor den Galapagos-<br />

Inseln das seltsame Phänomen der „Schwarzen Raucher“<br />

entdeckten. Sie stießen auf „rauchende“ Schlote, weiße<br />

Bakterienwolken, Krabben ohne Augen, Würmer ohne Darm,<br />

Riesenmuscheln – rund um die unterseeischen „Schornsteine“<br />

hatte sich eine ganz eigene und archaische Lebensgemeinschaft<br />

herausgebildet. Das Ganze wurde umspült<br />

vom warmen, mineralhaltigen Wasser, das aus zahlreichen<br />

Öffnungen im hügeligen Meeresboden drang.<br />

Inzwischen weiß man, dass die hydrothermalen Schlote<br />

vor allem an den mittelozeanischen Rücken liegen, dort,<br />

wo durch aufsteigendes heißes Magma aus dem Erdinneren<br />

neuer Meeresboden gebildet wird. In den letzten<br />

Jahrzehnten wurden rund um den Globus hunderte<br />

weitere rFelder mit solchen unterseeischen „Schornsteinen“<br />

entdeckt. Und selbst diese – so glauben die Forscher –<br />

machen nur ein Prozent der möglicherweise weltweit<br />

vorhandenen „Raucher“ aus. Typischerweise gruppieren sich<br />

die einzelnen „Vents“, wie die Schlote auch genannt werden,<br />

zu Clustern, ähnlich wie es auch die Geysire des Yellowstone<br />

Parks tun. Die größten dieser Felder, wie beispielsweise das<br />

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