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Die Kraft des Meeres<br />

Küste Material durch Erosion abgetragen und an anderer Stelle durch die Bildung<br />

von Nehrungen wieder angelagert wird, von einer Ausgleichsküste. Dieser Prozess<br />

führt letztlich zur Begradigung der Küste.<br />

Sturmfluten formen Küsten<br />

Wie sehr die Küstenlinien in Bewegung sind, erkennt man beim Vergleich historischer<br />

und aktueller Karten. Klar wird dabei auch, dass die Kraft des Meeres insbesondere<br />

vor der Ära des Deichbaus häufig zu massiven Küstenveränderungen<br />

geführt hat. Vor allem Sturmfluten können innerhalb weniger Stunden mächtige<br />

Kerben und Dellen in die ehemals einheitliche Küstenlinie schlagen. So auch 1362.<br />

Drei Tage lang, vom 15. bis zum 17. Januar, wütete die Zweite Marcellusflut, auch<br />

„Grote Manndränke“ genannt, an der Nordseeküste. Der anhaltende Wind schob<br />

immer mehr Wasser Richtung Küste und ließ die unzureichenden Deiche gleich<br />

reihenweise brechen.<br />

Die Westküste der Insel Sylt, hier<br />

das Rote Kliff bei Morsum, ist<br />

besonders durch die erodierende<br />

Kraft von Sturmfluten bedroht.<br />

Immer wieder muss die Küste<br />

durch Sandvorspülungen erneuert<br />

werden. © GFDL<br />

Die Gewalt der Flut veränderte die Gestalt der gesamten Nordseeküste.<br />

Besonders das Gebiet des heutigen Nordfrieslands und Dithmarschens wurde<br />

völlig umgeformt: Meeresarme drangen weit ins Marschland vor, gewaltige<br />

Buchten entstanden, die Insel Strand zerbrach und ging in Teilen unter, Halbinseln<br />

wurden zu Inseln. Riesige Flächen des zuvor über die Jahrhunderte mühsam<br />

dem Meer abgerungenen Marschlandes versanken in den Fluten – und blieben<br />

bis heute Teil des Meeres. In Ostfriesland brachen ebenfalls ganze Küstenbereiche<br />

ein und ließen Dollart und Jadebusen zu großen Buchten wachsen.<br />

Doch auch in der Neuzeit haben Sturmfluten immer wieder Folgen für die<br />

Küstengebiete – wenn auch dank der Deiche nicht so starke wie damals bei<br />

der Manndränke. Im November 1981 wütete beispielsweise eine Sturmflut in<br />

Schleswig-Holstein und auf den dem<br />

Festland vorgelagerten Inseln, die<br />

enorme Schäden hinterließ. So hatten<br />

der heftige Wind und die Wellen<br />

beispielsweise auf Sylt große Teile des<br />

schützenden Dünengürtels beschädigt<br />

und Millionen von Kubikmetern<br />

Sand weggespült. Wo wenige Tage<br />

vorher noch Strand war, gab es nur<br />

noch Wasser.<br />

Durch Wind, Sturmfluten und<br />

Küstenströmungen geht aber nicht nur<br />

Land verloren, es wird auch anderswo<br />

neues geschaffen. In der Nordsee<br />

beispielsweise werden manche Inseln<br />

größer – Spiekeroog hat innerhalb von<br />

100 Jahren vier Kilometer an Länge<br />

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