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Von Menschenhand<br />

immer wieder folgenreiche Jahrhunderthochwasser auf. Doch mittlerweile hat<br />

man in vielen Ländern Europas aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und<br />

beginnt, über neue Strategien im Umgang mit Flüssen und im Hochwasserschutz<br />

nachzudenken. Dabei kommt es nicht selten sogar zu einer Art „Rolle rückwärts“<br />

in Sachen Flussbegradigungen. So gibt es in Deutschland seit Mai 2005 ein neues<br />

Hochwasserschutzgesetz, das vorsieht, den Flüssen mehr Platz zu bieten, und die<br />

Nutzung von durch Überflutung bedrohten Flächen stärker einschränkt. Eine der<br />

Hauptforderungen lautet dabei: „Gebt den Flüssen ihre Auen zurück“: Doch viele<br />

davon sind an Rhein oder Elbe durch Deiche isoliert und müssen erst wieder an<br />

das fließende Wasser angeschlossen werden. Das ist aber meist leichter gesagt, als<br />

getan. Denn oft fehlt für Deichrückverlegungen schlicht und einfach das Geld, in<br />

anderen Regionen sind aus technischen Gründen schon begangene Bausünden<br />

nicht ohne weiteres wieder rückgängig zu machen.<br />

Links: Fast schon eine Wasserautobahn:<br />

der Rhein bei Kehl.<br />

Rechts: Die Altarme des Rheins<br />

bei Karlsruhe sind wichtige<br />

Überflutungsflächen. © Szeder<br />

László/GFDL, Harald Frater<br />

Groß in Mode sind deshalb längst auch künstliche Flutpolder. Sie entstehen<br />

ebenfalls bei der Rückverlegung von Deichen ins Hinterland und ahmen den<br />

wasserspeichernden Effekt natürlicher Auen nach. Die Vorteile liegen auf der<br />

Hand: Die gesteuerte Überflutung großer Flächen zapft einiges Wasser aus den<br />

Hochwasser führenden Flüssen ab. Wie in einer großen Badewanne wird es<br />

„geparkt“ und erst wieder entlassen, wenn keine Gefahr mehr besteht. Dies hilft,<br />

ungewollte Überschwemmungen flussabwärts zu verhindern. Derzeit wird am<br />

Oberrhein in der Nähe von Straßburg ein solches Überflutungsbecken getestet.<br />

Sechshundert Hektar ist es groß und kann fast acht Millionen Kubikmeter Wasser<br />

aufnehmen. Was sich viel anhört, ist bei einer großen Flut allerdings nicht mehr als<br />

ein Tropfen auf den heißen Stein. Ob sich diese Entlastung am Mittel- und Niederrhein<br />

noch auswirkt, ist daher fraglich. Denn erst im Verbund mit weiteren Poldern<br />

und der Renaturierung von Auen lässt sich die Fluthöhe merkbar senken. Nach<br />

dem Willen der IKRS – einer länderübergreifenden Kommission zum Schutz des<br />

Rheins – sollen daher bis 2020 insgesamt 1.000 Quadratkilometer Überflutungsflächen<br />

geschaffen werden. Im Vergleich zu heute würde dadurch der Pegel von<br />

Extremhochwassern bis zu 70 Zentimeter gesenkt.<br />

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