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Verfassungsschutzbericht 2011 (PDF, 6 MB, barrierefrei) - des ...

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82<br />

RECHTSEXTREMISMUS<br />

hätten sich wie üblich als die einzigen und finanziell nicht ent­<br />

schädigten Überlebenden ihrer Familien dargestellt. 20 Schmidt<br />

nimmt hier Bezug auf das antisemitische Stereotyp <strong>des</strong> geldgierigen<br />

Juden.<br />

Der 50. To<strong>des</strong>tag <strong>des</strong> am 1. Juli 1961 verstorbenen antisemitischen<br />

französischen Schriftstellers und Kollaborateurs Louis­Ferdinand<br />

Céline war Anlass für den sächsischen NPD­Landtagsabgeordneten<br />

Gansel, <strong>des</strong>sen dichterisches und politisches Wirken zu würdigen<br />

und die Judenverfolgung im nationalsozialistisch okkupierten<br />

Frankreich zu bagatellisieren. Céline habe sich darüber erstaunt<br />

gezeigt, dass die deutschen Besatzungssoldaten die Juden nicht<br />

einfach erschossen, aufgehängt oder ausgerottet hätten. Diese<br />

Ansichten eines Franzosen widersprächen den üblichen Behauptungen<br />

der Umerziehungshistoriker, die die deutsche Besatzungspolitik<br />

in Frankreich so darstellten, wie sie Céline zu seinem<br />

eigenen Befremden nicht vorgefunden habe. Den To<strong>des</strong>tag <strong>des</strong><br />

französischen Schriftstellers nahm Gansel zum Anlass, um die<br />

NS­Gewalt verbrechen zu beschönigen und das Leid <strong>des</strong> jüdischen<br />

Volkes unter dem Nationalsozialismus zu relativieren. 21<br />

NPD­Repräsentanten deuten antisemitische Verschwörungstheorien<br />

nicht nur an, sondern integrieren sie auch in ihre Argumentation,<br />

um politische Prozesse im eigenen Sinne zu deuten. Gansel<br />

kommentierte den Antisemitismus­Streit in der Partei „DIE<br />

LINKE.“ mit den Worten, in dieser Partei wuchere mal wieder der<br />

„Spaltpilz der jüdisch­israelischen Frage“. Deren Führung müsse<br />

sich von „Weichspülern“ wie ihrem Schatzmeister – „selbst kein<br />

Jude, aber auch ein Fremder im Land der Deutschen“ – vorwerfen<br />

lassen, in ihrer Kritik an der israelischen Regierung nicht genügend<br />

Sensibilität zu zeigen. Mit dem Begriff „Spaltpilz“ knüpfte<br />

Gansel bewusst an das traditionelle antisemitische Stereotyp einer<br />

vom Judentum vermeintlich ausgehenden Zersetzungswirkung<br />

an. Zudem behauptete er zum wiederholten Male, dass Juden<br />

prinzipiell Fremdkörper seien, die nicht in die deutsche „Volksge­<br />

meinschaft“ integriert werden könnten. 22<br />

20 „Deutsche Stimme“ Nr. 8/<strong>2011</strong>, August <strong>2011</strong>, S. 21.<br />

21 „Deutsche Stimme“ Nr. 8/<strong>2011</strong>, August <strong>2011</strong>, S. 24.<br />

22 „Deutsche Stimme“ Nr. 8/<strong>2011</strong>, August <strong>2011</strong>, S. 6.

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