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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Die stilisierten Fakten lassen sich dabei wie folgt zusammenfassen: 168<br />

Bildung lohnt sich für den einzelnen Menschen. Die (private) Rendite in Form höherer Einkommen<br />

einer Bildungsinvestition liegt im Durchschnitt bei rund 10 Prozent, wobei sie in ärmeren Ländern<br />

höher ausfällt als in reicheren. Die soziale Rendite für die Gesellschaft ist dabei insgesamt noch höher<br />

als die private, weil eine verbesserte Bildung der Bevölkerung das Niveau der Kriminalität senkt und<br />

das Niveau der Gesundheit und der bürgerschaftlichen Partizipation erhöht. Weitere positive<br />

Nebeneffekte sind wahrscheinlich, sie sind aber empirisch nur schwer zu messen.<br />

Zwischen hoch entwickelten Industrieländern mit ausgereiften Bildungssystemen zeigt sich, dass die<br />

qualitative Dimension der Bildung ein besonders großes Gewicht hat für die Erklärung verbleibender<br />

internationaler Unterschiede in den Bildungsergebnissen und deren Einkommenswirkungen. Offenbar<br />

sorgen im Wesentlichen gleiche Inputmengen für sehr unterschiedliche Outputs in Form kognitiver<br />

Fähigkeiten und deren ökonomischer Umsetzbarkeit. Dabei akzentuieren sich die Unterschiede<br />

dadurch, dass Schülerinnen und Schüler mit guten Ergebnissen motiviert sind, länger zu lernen.<br />

Die schwache Datenlage in weniger entwickelten Ländern macht es schwierig, die Bedeutung <strong>des</strong><br />

Unterschieds zwischen Bildungsinput und -output zu quantifizieren. Gleichwohl deuten erste<br />

empirische Untersuchungen in die Richtung, dass die Bedeutung der Bildungsqualität in diesen<br />

Ländern noch deutlich größer ausfällt als im industrialisierten Teil der Welt. Dieses Ergebnis ist<br />

plausibel: Was in Entwicklungsländern als „Input“ der Beschulung gemessen wird, ist wahrscheinlich<br />

weit weniger ergebnisorientiert und –geprüft, als dies in Industrieländern der Fall ist.<br />

Die entscheidende Determinante der Einkommensverteilung ist die Bildung. Dies ist zumin<strong>des</strong>t für<br />

Industrieländer nachweisbar: 169 Jene mit niedriger (hoher) Variation von Testergebnissen <strong>des</strong><br />

Bildungsniveaus sind auch jene mit den niedrigeren (höheren) Maßen der Einkommensungleichheit.<br />

Dieses Ergebnis ist die direkte Konsequenz der hohen Rentabilität der Bildung: Da sich Bildung lohnt,<br />

erleben jene Menschen die Einkommenszuwächse, die höhere Bildungsniveaus erreichen, und diese<br />

sind eben international unterschiedlich stark gestreut.<br />

Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen den Investitionen<br />

in Bildung (also dem „Input“ in Form von Beschulung) und der Wachstumsleistung von<br />

Volkswirtschaften. Weitgehend offen bleibt dabei, über welche Wirkungskanäle der Prozess der<br />

Produktivitätssteigerung läuft – über die direkte Erhöhung <strong>des</strong> Humankapitals als Produktionsfaktor<br />

oder über ein verbessertes Potenzial zur Innovation durch eigene Ideen oder Imitation durch Aneignung<br />

fremder Ideen. Die Evidenz zeigt dabei in die Richtung, dass die Bedeutung der Innovation mit<br />

zunehmendem Pro-Kopf-Einkommen gegenüber der Imitation steigt. Dies legt nahe, dass damit auch<br />

die Bedeutung der höheren Bildung – im Vergleich zur elementaren Bildung – mit dem<br />

Entwicklungsniveau zunimmt. 170<br />

Noch viel deutlicher ist der Zusammenhang zwischen Bildung und Wachstum, wenn die kognitiven<br />

Fähigkeiten (also der „Output“ in Form von Testergebnissen) als Maßzahl für das Bildungsniveau<br />

verwendet werden. Neue Untersuchungen tun genau dies mit international vergleichbaren<br />

Testergebnissen für etwa 50 Länder, für die entsprechende Daten verfügbar sind (etwa die Hälfte davon<br />

Industrie-, die Hälfte Entwicklungs- und Schwellenländer). 171 Es zeigt sich dabei ein durchgehend<br />

stabiler Zusammenhang, der erheblich stärker ausfällt als bei der Verwendung der Inputgrößen und der<br />

für Industrie- und Entwicklungsländer sehr ähnlich ist. Dabei zeigt sich, dass die Wachstumswirkung<br />

der kognitiven Fähigkeiten deutlich erhöht wird, wenn ein Land unter sonst gleichen Bedingungen über<br />

stabile politische und rechtliche Rahmenbedingungen verfügt – ein Ergebnis, das in die Richtung einer<br />

gewissen Komplementarität der Wirkungen von Bildung und Institutionen deutet.<br />

168<br />

Umfassend dazu Hanushek, Eric A.; Woessmann, Ludger (2008). The Role of Cognitive Skills in Economic<br />

Development.<br />

169<br />

Für Entwicklungsländer fehlt es typischerweise an den nötigen Daten, um entsprechende empirische<br />

Untersuchungen durchzuführen.<br />

170<br />

Dazu Vandenbussche, Jérôme; Aghion, Philippe; Meghir, Costas (2006). Growth, Distance to Frontier and<br />

Composition of Human Capital.<br />

171<br />

Vgl. Hanushek; Woessmann (2008): 638-651.<br />

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