Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10985<br />
10986<br />
10987<br />
10988<br />
10989<br />
10990<br />
10991<br />
10992<br />
10993<br />
10994<br />
10995<br />
10996<br />
10997<br />
10998<br />
10999<br />
11000<br />
11001<br />
11002<br />
11003<br />
11004<br />
11005<br />
11006<br />
11007<br />
11008<br />
11009<br />
11010<br />
11011<br />
11012<br />
11013<br />
11014<br />
11015<br />
11016<br />
11017<br />
11018<br />
11019<br />
11020<br />
11021<br />
11022<br />
11023<br />
11024<br />
Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil C: Projektgruppe 2<br />
Sondervotum der Fraktion DIE LINKE. sowie <strong>des</strong> Sachverständigen Prof. Dr. Ulrich Brand zum<br />
Indikatorensatz der Projektgruppe 2<br />
Vorbemerkung<br />
Die Enquete-Kommission hat den Auftrag, einen Indikator zu entwickeln, der ein ganzheitliches Verständnis von<br />
Wohlstand in Zahlen auszudrücken vermag. 721 Bereits zu einem frühen Zeitpunkt <strong>des</strong> Diskussionsprozesses<br />
wurde deutlich, dass ein gemeinsamer Bericht nicht möglich sein würde.<br />
Mit Bedauern stellen wir fest, dass die Enquete-Kommission mehrheitlich nicht willens war, die zentralen<br />
Dimensionen der sozialen und ökologischen Entwicklung kritisch zu würdigen und entsprechende Indikatoren zu<br />
identifizieren. Ebenso zu bedauern ist, dass nicht nur ein mangelhafter, sondern auch ein viel zu umfangreicher<br />
Indikatorensatz vorgeschlagen wird.<br />
Ein Tableau aus insgesamt 20 Indikatoren ist einer breiten Öffentlichkeit nicht vermittelbar. Abwegig ist darüber<br />
hinaus die Aufgliederung <strong>des</strong> Indikatorensatzes in zehn Leitindikatoren, neun Warnlampen und eine<br />
Hinweislampe.<br />
Aus diesen Gründen wird der mehrheitlich beschlossene Indikatorensatz kaum mediale Aufmerksamkeit finden<br />
und keine nennenswerte politische Wirkung entfalten. Das grundsätzlich begrüßenswerte Anliegen der Enquete-<br />
Kommission wird dadurch konterkariert.<br />
Vor diesem Hintergrund ist ein Sondervotum nicht zu vermeiden. Es enthält die von uns vorgeschlagenen<br />
Indikatoren und benennt die gravierenden Mängel <strong>des</strong> Mehrheitsberichts. Auf eine nochmalige Darstellung der<br />
internationalen Indikatorendebatte sowie der gesellschaftlichen und ökologischen Probleme, die mittels<br />
Indikatoren quantifiziert werden sollen, wird hier weitgehend verzichtet. Verwiesen sei auf die entsprechenden<br />
Abschnitte <strong>des</strong> <strong>Gesamtberichts</strong>.<br />
Worum es bei der Indikatorenfrage geht<br />
Wohlstand und Lebensqualität für alle Menschen innerhalb der ökologischen Grenzen – das ist im 21.<br />
Jahrhundert die entscheidende politische Aufgabe. Bislang aber gibt es keine hinreichenden Antworten auf<br />
zentrale Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung. Wie ist dauerhaft Wohlstand für alle zu gewährleisten? Mit<br />
welchen Mitteln kann die Gesellschaft in ihrer ganzen Breite für Lebensqualität, Teilhabe und Mitgestaltung<br />
sorgen? Welche grundlegenden Veränderungen von Wirtschaft und Gesellschaft sind nötig, um den Raubbau an<br />
der Natur einzudämmen und zu beenden? Wo liegen die Schwerpunkte politischen Handelns, wenn künftig statt<br />
einer Orientierung auf quantitatives Wachstum die soziale und ökologische Wohlfahrt im Mittelpunkt stehen<br />
soll? Diese Kernfragen sind die Grundlage für die Auswahl von neuen, alternativen Indikatoren.<br />
In der internationalen Indikatorendiskussion herrscht Einvernehmen darüber, dass das Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) aus verschiedenen Gründen ein unzureichen<strong>des</strong> und verzerren<strong>des</strong> Maß der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
ist (vgl. hierzu auch das Sondervotum der Opposition der Projektgruppe 1). Das BIP erfasst nur die mit einem<br />
Preis bewerteten wirtschaftlichen Aktivitäten und schließt damit unbezahlte Tätigkeiten aus. Es berücksichtigt<br />
ebenfalls nicht oder kaum die sozialen Folgen und ökologischen Kosten wirtschaftlichen Handelns und<br />
unterschätzt systematisch den Wert öffentlicher Güter. Im BIP schlägt sich darüber hinaus wirtschaftliches<br />
Handeln unabhängig von seiner Qualität nieder. Das BIP bewertet beispielsweise den Abbau, die Verwertung<br />
und den damit verbundenen Verlust von Naturgütern als Zugewinn. Angesichts vielfältiger Mängel <strong>des</strong> BIP<br />
herrscht allgemeines Einvernehmen darüber, dass andere Indikatoren das BIP ergänzen und relativieren sollten.<br />
721 Einsetzungsbeschluss (2010): 3.<br />
325