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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

5.1.4. Wachstum und Unternehmen<br />

Unternehmen haben einen großen Einfluss auf unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität in Deutschland<br />

und in vielen anderen Ländern, in denen sie produzieren und ihre Waren auf den Markt bringen. Eine<br />

nachhaltige Wirtschaft ist ein wichtiger Hebel zu einer ressourcenschonenden und sozialeren Produktion und<br />

Konsumption von Gütern und Dienstleistungen. Die deutsche Wirtschaft ist schon heute Marktführer in<br />

Bereichen der „grünen“ Wirtschaft. Sie kann diese Stärke nutzen, um ihre Vorreiterrolle auszubauen. Um<br />

Transparenz und Glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten, sind jedoch gesetzliche Standards und klare Kriterien<br />

über den Bezug von Rohstoffen, aber auch zur Messbarkeit beziehungsweise Vergleichbarkeit von<br />

Nachhaltigkeitsberichterstattungen notwendig. Es gibt viele Maßnahmen, die eine sozial-ökologische<br />

Transformation der Wirtschaft beschleunigen können. Dabei ist staatliche Innovationspolitik genauso notwendig<br />

wie die Einführung von Lenkungsabgaben für den Umweltverbrauch, eine effiziente Rohstoffversorgung und eine<br />

Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Dazu gehört auch, bestehende Fehlanreize besonders im Bereich der<br />

umweltschädlichen Subventionen abzubauen und die öffentliche Beschaffung konsequent nach sozialen und<br />

ökologischen Kriterien auszurichten (siehe Kapitel 3.4 dieses Sondervotums).<br />

5.1.5. Wachstum und Beschäftigung<br />

Es gibt keinen linearen Zusammenhang zwischen der Entwicklung <strong>des</strong> BIP und der Beschäftigungshöhe. Wie<br />

viele Menschen am Erwerbsleben teilhaben und wie viele arbeitslos sind, entscheiden auch die institutionellen<br />

Rahmenbedingungen wie die Länge der Arbeitszeiten sowie die Produktivität je Erwerbstätigen. In Deutschland<br />

beobachten wir in den letzten Jahren einen Anstieg der Beschäftigtenquote und auch der<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, während die gesamte Zahl der geleisteten Arbeitsstunden<br />

tendenziell zurückgegangen ist. Immer mehr Menschen teilen sich ein sinken<strong>des</strong> Beschäftigungsvolumen. Diese<br />

Entwicklung erklärt sich aus einer Veränderung der Erwerbstätigenstruktur: Die Ausweitung der<br />

Teilzeitbeschäftigung (vor allem bei Frauen), der geringfügigen Beschäftigung, der Leiharbeit, der befristeten<br />

Beschäftigungsverhältnisse sowie eine steigende Anzahl Selbstständiger drängen das unbefristete<br />

Vollzeitarbeitsverhältnis zurück. Gleichzeitig sinken die Reallöhne, die Lohnquote sinkt deutlich und der<br />

Niedriglohnsektor weitet sich aus. Eine nachhaltigere Beschäftigungspolitik in Zeiten sinkender Wachstumsraten<br />

muss die Rahmenbedingungen für die Lohnentwicklung (Min<strong>des</strong>tlohn, equal pay et cetera) verbessern, eine<br />

geschlechtergerechte Erwerbsbeteiligung anstreben, Bildung und Qualifizierung verbessern und Modelle zur<br />

Verkürzung der Durchschnittsarbeitszeit umsetzen.<br />

5.1.6. Wachstum und Verteilung<br />

In den meisten OECD-Ländern sind seit 2000 sowohl die Einkommens- und Vermögensungleichheit als auch die<br />

Armutsrisikoquoten gestiegen. In Deutschland war diese Scherenentwicklung besonders ausgeprägt. Betroffen<br />

von der wachsenden sozialen Ungleichheit sind vor allem drei Gruppen: Ältere Menschen ab 75 Jahren, Kinder<br />

und Alleinerziehende.<br />

Im Vordergrund einer anderen Verteilungspolitik muss <strong>des</strong>halb die Bekämpfung von Niedriglöhnen (siehe<br />

Kapitel 3.5 dieses Sondervotums), von mangelnder Steuergerechtigkeit und von drohender Altersarmut (siehe<br />

Kapitel 4.1 dieses Sondervotums) stehen. Optionen für eine gerechtere Steuerpolitik wären eine progressivere<br />

Gestaltung der Einkommensbesteuerung, Maßnahmen zur Eindämmung der Steuerflucht, die Abschaffung von<br />

Steuererleichterungen für Besserverdienende oder der Ausbau von Steuern auf Vermögen und Grundbesitz.<br />

Darüber hinaus sind politische Maßnahmen zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit eine bleibende<br />

Aufgabe. Dazu gehören nicht nur die universelle Durchsetzung von gleichem Lohn für gleiche Arbeit (equal pay)<br />

unabhängig von Geschlecht und Status der Beschäftigung (Stichwort Leiharbeit) und eine größere Anzahl von<br />

Frauen in Führungspositionen, sondern auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Umsetzung<br />

einer Individualbesteuerung, eine eigenständige soziale Sicherung und eine geschlechtergerechte Aufteilung der<br />

Sorgearbeit, die die Bereitstellung qualitativ hochwertiger öffentlicher Dienstleistungen voraussetzt.<br />

5.1.7. Demografie, Finanzpolitik und Sozialstaat<br />

Die demografische Entwicklung führt dazu, dass die notwendigen Ausgaben für den Sozialstaat tendenziell<br />

zunehmen, während aufgrund <strong>des</strong> absehbar niedrigeren Wachstums in der Zukunft sich die Einnahmen <strong>des</strong><br />

Staates schwächer entwickeln werden. Allerdings zeigen Projektionen, dass aufgrund <strong>des</strong><br />

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